Studie liefert Daten zur digitalen Teilhabe - Digitales Bürgernetz

Digitale Teilhabe: Digital für alle will Unterschiede einen

#Gemeinschaft 10. März 2023

Damit alle von der Digitalisierung profitieren können, braucht es gesellschaftliches Miteinander. © DFA Digital für alle

Die Zustimmung zur Digitalisierung in Deutschland ist hoch, sie wird überwiegend als Chance gesehen. Doch rund die Hälfte der Befragten einer repräsentativen Studie anlässlich des bundesweiten Digitaltags haben den Eindruck, nicht ausreichend daran teilhaben zu können. Hier setzt die Initiative „Digital für alle“, ein Bündnis aus über 25 Partnern, an.


Deutschland ist digital gespalten – dem stimmten in einer Befragung von mehr als 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürgern im Frühjahr vergangenen Jahres 58 Prozent zu. Was bedeutet das für die Gesellschaft und wie kann man dem entgegenwirken? „Diese Kluft ist ein klarer Auftrag zum Handeln, denn digitale Teilhabe ist gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Luisa Lamm, Referentin Digitale Teilhabe bei der Initiative „Digital für alle“ (DFA), die die Studie zur digitalen Teilhabe jedes Jahr anlässlich des Digitaltags vorstellt. „Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebensbereiche durchdrungen. Menschen, denen der Zugang zu digitalen Angeboten oder die Kompetenzen fehlen, sie zu nutzen, können daher nicht mehr in vollem Umfang am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben. Das kann zu Vereinsamung und einer immer größeren digitalen Kluft führen, durch die ein Teil der Bevölkerung vom gesellschaftlichen Austausch ausgeschlossen wird.“

Grafik Deutschlands mit den zwei Prozentsätzen 58 und 35
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil derer, die Deutschland als digital gespalten empfinden, zwar geringer, beträgt aber immer noch weit mehr als die Hälfte. © DFA Digital für alle

Gesehen habe man dies beispielsweise in der Corona-Pandemie, als digitale Technologien unabdingbar wurden, aber gerade ältere Menschen damit zu kämpfen hatten und ohne Unterstützung teils kaum in der Lage waren, einen Impftermin zu reservieren. Das Generationengefälle wird von der Studie bestätigt. 36 Prozent der über 75-Jährigen geht die Digitalisierung zu schnell. Dem gegenüber stehen 73 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, denen die Digitalisierung zu langsam geht. In der Gruppe der über 75-Jährigen ist die Ablehnung gegenüber der Digitalisierung insgesamt noch spürbar. Rund ein Viertel steht digitalen Technologien negativ gegenüber und sieht in der Digitalisierung eine Gefahr. In allen anderen Altersgruppen sind die Zustimmungsraten hoch: Insgesamt sehen 87 Prozent die Digitalisierung als Chance und 88 Prozent stehen digitalen Technologien offen gegenüber.
„Die Spaltung läuft aber nicht nur entlang der Generationen. Auch Menschen mit geringerem Einkommen haben weniger Chancen, von der Digitalisierung zu profitieren. Ein besonderes Augenmerk unserer Initiative liegt zudem auf Menschen mit Behinderungen“, erläutert Luisa Lamm. „Das Bewusstsein für digitale Barrierefreiheit müssen wir stärken Laut Aktion Mensch sind 30 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer darauf angewiesen. Hier kann mit wenigen Handgriffen ein großer Beitrag zur digitalen Teilhabe geschaffen werden.“

Innovative Ideen aus dem ländlichen Raum

Außerdem gebe es immer noch Unterschiede bezüglich der Infrastruktur zwischen Land und Stadt. „Laut Breitbandatlas 2019 haben 99 Prozent der Bevölkerung in städtischen Gebieten schnelles Internet. In ländlichen Gemeinden sind dies nur 80 Prozent. Eine gute Infrastruktur stellt natürlich die Grundlage für digitale Teilhabe dar“, so Lamm. „Es ist daher kaum verwunderlich, dass in der Digitaltag-Studie von 2022 über 80 Prozent der Befragten besseres Breitbandinternet fordern.“

Portrait Luisa Lamm
Luisa Lamm ist Referentin für digitale Teilhabe bei der Initiative „Digital für alle“. © DFA Digital für alle

Ländliche Regionen dürfe man aber, besonders wenn es um innovative Ideen geht, nicht unterschätzen: „Das sehen wir immer wieder bei unserem Preis, den wir jährlich für digitales Miteinander vergeben. Hier erreichen uns jedes Jahr großartige Projekte aus dem ländlichen Raum. Ein gutes Beispiel ist hier das Projekt ‚Dorf.Zukunft.Digital‘, das den Preis 2020 gewann. Hier werden mit 30 Dorfgemeinschaften im Kreis Höxter niedrigschwellige digitale Lösungen entwickelt und erprobt.“

Hohes Potenzial, Verbesserungsspielraum bei den Kompetenzen

Das Potenzial der Digitalisierung werde von allen Teilen der Gesellschaft gesehen, so Lamm. 80 Prozent bejahten in der Befragung, dass digitale Technologien ihr Leben leichter machen. Aber die eigenen Kompetenzen werden nur als mäßig eingestuft. Selbst die jüngere Generation beurteilt ihre Digitalkompetenz nur als befriedigend. Die höheren Altersgruppen geben sich eine Vier. „In der letzten Befragung hat fast die Hälfte der Befragten angegeben, gerne mehr am digitalen Leben teilhaben zu wollen, sich aber zu wenig auszukennen. Deshalb muss das Thema auch nach Corona weiter auf der Agenda bleiben. Das erreichen wir beispielsweise mit unserem bundesweiten Digitaltag, der Anlaufstellen und Hilfsangebote sichtbar macht und Impulse für Maßnahmen liefert, die über den Aktionstag hinausgehen“, so Luisa Lamm. Letztendlich ist dies Aufgabe aller – der Politik, der Zivilgesellschaft und auch der Wirtschaft.


Gespannt ist die Referentin auf die Ergebnisse der Befragung 2023, die aktuell konzipiert wird: „In diesem Jahr legen wir den Schwerpunkt gerade auch angesichts des Fachkräftemangels noch stärker auf die digitalen Kompetenzen.“ Die Ergebnisse werden im Juni zum Digitaltag auf einer Pressekonferenz vorgestellt und veröffentlicht.

Was ist die Initiative "Digital für alle"?

Die Initiative „Digital für alle” (DFA) ist ein Bündnis aus 28 Partnern aus Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentlicher Hand – darunter beispielsweise der Digitalverband Bitkom, der Deutsche Städtetag, die Gewerkschaft Ver.di, die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie Sozialverbände wie Caritas, Deutsches Rotes Kreuz oder die AWO. Gemeinsam wollen diese Organisationen bundesweit die digitale Teilhabe stärken. Eine der wichtigsten Projekte der DFA ist der jährlich stattfindende Digitaltag, ein bundesweiter Aktionstag zur digitalen Teilhabe. Er soll Digitalisierung mit zahlreichen Aktionen für alle Bürgerinnen und Bürger alltagsnah erlebbar machen. In diesem Jahr findet der Tag am 16. Juni 2023 statt. Jeder kann sich mit Aktionen wie Seminaren, Workshops, Vorträgen, Führungen, Beratungen etc. online oder vor Ort beteiligen. Eine Anmeldung ist auf der Website www.digitaltag.eu möglich. Im Vorfeld dieses Tages gibt die DFA jedes Jahr eine entsprechende Befragung zur digitalen Teilhabe in Auftrag. Anlässlich des Digitaltags vergibt die Initiative den Preis für digitales Miteinander, für den sich Projekte noch bis zum 3. April online bewerben können.

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