Soll zur ersten Anlaufstelle im Fichtelgebirge werden: die Fichtel-App. ©FichtelApp
Deutscher Preis für Onlinekommunikation, Red Dot Award, German Design Award: Die FichtelApp überzeugt nicht nur mit Inhalten, sondern auch über das Design. Die App knüpft an die Freiraum-Kampagne an, mit der der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge bereits seit 2018 das Image der Region stärkt. Zum Freiraum-Team gehören unter anderem Franziska Pöhlmann und Oliver Rauh. Beide haben die Entwicklung der FichtelApp eng begleitet und wissen, warum sie so erfolgreich ist.
Frau Pöhlmann, Herr Rauh, welches Ziel steckt hinter der App?
Oliver Rauh: Zunächst geht es darum, Transparenz zu schaffen. Wir sind ein Landkreis mit 17 Kommunen. Jede Kommune hat ein vielfältiges Angebot, sowohl für die Menschen, die hier leben, als auch für Touristen. Mit der App wollen wir einen einfachen Überblick über dieses Angebot ermöglichen. Ziel ist es, die App zur ersten Anlaufstelle im Fichtelgebirge zu machen. Die Herausforderung war, viel Inhalt übersichtlich darzustellen – und den Spaß dabei nicht zu vergessen. Gelungen ist uns das über das Design.
Was zeichnet das Design aus?
Franziska Pöhlmann: Ein entscheidender Punkt ist, dass es zu hundert Prozent auf das Fichtelgebirge zugeschnitten ist. Die Illustrationen, mit denen wir in der App arbeiten, sind von einem Design-Team extra für die App entwickelt worden. Das macht sie einmalig. Bestes Beispiel ist der digitale Werner. Eigentlich ist das eine reale Person aus der Region: Die Hauptfigur in unserem Imagefilm, den wir vor ein paar Jahren gedreht haben. Die Resonanz darauf war von Anfang an riesig, und so hat sich Werner über die Zeit zu einer wichtigen Identifikationsfigur entwickelt. Die Idee, Werner ins digitale zu übertragen, der die Nutzerinnen und Nutzer durch die App führt, kam von der Digitalagentur Ergosign, die die App mit uns entwickelt hat. Mit dieser Idee hat sie uns sofort überzeugt. Insgesamt knüpft das Design an die Freiraum-Kampagne an, die wir vor einigen Jahren initiiert haben. So ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild mit einem hohen Wiedererkennungswert. Den Menschen aus der Region vermittelt die App: Das sind wir. Das ist unsere App.
Oliver Rauh: Hinzu kommt, dass wir den Menschen die Möglichkeit geben, die App mitzugestalten. Das macht das Erscheinungsbild sehr authentisch. Bürgerinnen und Bürger können Bilder hochladen, Veranstaltungen einstellen oder auf Highlights hinweisen. So werden die Bürgerinnen und Bürger selbst zu Machern. Gleichzeitig basiert die App auf einer Open-Source-Lösung, sodass andere Regionen das technische Grundgerüst durchaus übernehmen können. Bei aller Individualität war uns das ebenfalls wichtig.
Abgesehen vom Design: Worauf kam es Ihnen bei der App-Entwicklung noch an?
Oliver Rauh: Da die App grundsätzlich auf eine Region, das gesamte Fichtelgebirge, angelegt ist, haben wir Wert auf einfaches Handling gelegt und darauf, dass vieles automatisiert läuft. Dabei geht es zum Beispiel um Schnittstellen zu kommunalen Websites, von denen automatisch Nachrichten an die FichtelApp ausgespielt werden. Des Weiteren profitieren wir enorm von der Datenbank unserer Tourismuszentrale. Hier laufen sämtliche relevante Daten zusammen und können von dort auf verschiedensten Kanälen ausgespielt werden.
Sie planen bereits, die Funktionalitäten zu erweitern. Worum geht es konkret?
Franziska Pöhlmann: Mit dem Beitritt des Landkreises Wunsiedel zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg Anfang 2024 haben wir eine Fahrplanauskunft in die App eingebunden. So kann man zum Beispiel schnell herausfinden, wie man vom eigenen Standpunkt mit Bus und Bahn zu den Highlights der Region kommt, die wir in der App vorstellen.
Ein anderer Punkt sind die Touren, die wir in unserer App vorschlagen. Sie sind bereits teilweise mit Quizfragen, Audio- und Video-Sequenzen und Augmented-Reality-Funktionen verknüpft. So erfahren die Menschen spielerisch etwas über die Umgebung, in der sie sich aufhalten. Künftig wollen wir weitere Inhalte interaktiv gestalten. Zudem planen wir, digitale Touchscreens an unterschiedlichen Standpunkten aufzustellen, um zumindest einige Informationen aus der App unabhängig von ihr zugänglich zu machen.
Oliver Rauh: Außerdem gibt es die Idee, dass Touristen die FichtelApp künftig als Gästekarte nutzen können. Und es ist unser Ziel, das komplette Fichtelgebirge über die App abzubilden. Denn neben den Kommunen aus dem Landkreis Wunsiedel, die alle im Fichtelgebirge verortet sind, gibt es weitere in angrenzenden Landkreisen. Auch diese Kommunen würden wir gern in die App integrieren. So schaffen wir immer neue Mehrwerte – sowohl für Touristen als auch für die Menschen, die in der Region leben.
Hinter all dem scheint ein enormer Innovationswille zu stecken. Woher kommt der?
Oliver Rauh: Ich denke, hier im Landkreis haben wir relativ früh erkannt, dass die Digitalisierung ein entscheidender Weg sein kann, um sich auf der Landkarte neu zu positionieren. Bis in die 1990er-Jahren war die Region durch die Porzellan-Industrie geprägt. Als die wegbrach, sind viele Arbeitsplätze weggefallen, entsprechend viele Menschen sind aus der Region weggezogen. Irgendwann haben die Verantwortlichen für den Landkreis erkannt: Wenn wir aus dieser Situation herauskommen wollen, müssen wir neue Wege gehen. Die Digitalisierung birgt die Chance, wieder etwas näher an die Städte und die umliegenden Regionen heranzukommen und sich wieder als attraktiver Wohn- und Arbeitsort zu etablieren.
Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Digitalisierung im ländlichen Raum?
Oliver Rauh: Jedem muss klar sein, dass Digitalisierung niemals ein Selbstzweck ist. Digitalisierung kostet Geld. Deshalb muss Digitalisierung gut durchdacht sein, die Problemstellungen der Bürger aufgreifen und Lebensqualität schaffen. Natürlich muss auch die Infrastruktur stimmen. Ich denke, was Breitband- und Mobilfunkversorgung angeht, sind wir schon ganz gut aufgestellt. Besser geht natürlich immer.
Seit 2018 macht sich der Landkreis mit einer Regionalmarketingkampagne für die Region stark und zeigt: Das Fichtelgebirge hat viel zu bieten. Die Kampagne „Freiraum für Macher“ zeigt, welche Perspektiven das Fichtelgebirge für jeden Einzelnen bereithält und zielt darauf ab, die Vorzüge des Fichtelgebirges nach außen zu transportieren und Menschen für die Region zu begeistern. Die Kampagne „Freiraum Fichtelgebirge“ knüpft daran an, richtet sich aber besonders an die Menschen in der Region und möchte dazu beitragen, ein neues, gesundes und positives Selbstbewusstsein in der Region zu entwickeln. Darüber hinaus ist der Landkreis Wunsiedel Smart-City-Modellregion. Ein zentrales Projekt ist die FichtelApp.
Mehr unter: www.freiraum-fichtelgebirge.de