Bad Salzuflen: Eine Digitalstrategie zum Wohlfühlen - Digitales Bürgernetz

„Unsere Digitalstrategie soll zum Wohlfühlen beitragen“

#Gemeinschaft 5. Mai 2022

Lena Sargalski ist Chief Digital Officer in Bad Salzuflen Copyright: Stadt Bad Salzuflen

Bad Salzuflen liegt im Landkreis Lippe und ist bekannt als Kurort und Sole-Heilbad. Etwa 54.000 Menschen leben dort. Wir sprechen mit Lena Sargalski, Chief Digital Officer, über ihre Pläne und Projekte.

 

Frau Sargalski, was ist Ihre Aufgabe als Chief Digital Officer der Stadt Bad Salzuflen?

Als Chief Digital Officer, kurz: CDO, bin ich im Stab für Strategie, Innovation und Digitalisierung angesiedelt. Mein Aufgabenfeld ist sehr umfangreich. Ich kümmere mich um die Digitalisierung der Verwaltung, damit Prozesse effizienter und medienbruchfreier gestaltet werden und die interne IT-Infrastruktur verbessert wird. Ziel ist, einen Mehrwert für unsere Einwohnerinnen und Einwohner, aber auch für unsere Unternehmen zu schaffen. Sie sollen smarte Prozesse erleben, wenn sie ein Anliegen an die Verwaltung haben. Im Kontext von Smart City findet eine ganzheitliche Betrachtung der Digitalisierung statt. Die Menschen müssen wissen, dass es eine digitale Dienstleistung oder einen digitalen Service gibt und in der Lage sein, das Angebot digital in Anspruch zu nehmen. Dazu bauen wir Netzwerke in der Stadtgesellschaft auf und fragen bei den Akteurinnen und Akteuren die jeweiligen Bedarfe ab. Außerdem bin ich im Bereich der Digitalisierung für die interkommunale Vernetzung zuständig. Dazu stehe ich im Austausch mit anderen Kommunen innerhalb und außerhalb des Kreises Lippe, um zu schauen, in welchen Bereichen wir kooperieren können. Durch das Onlinezugangsgesetz stehen die Kommunen unter einem enormen Druck, weil alle Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 digital angeboten werden sollen. Das Ziel können wir nur durch gemeinschaftliche Zusammenarbeit erreichen. 

 

Wie verändert die Digitalisierung die Stadt Bad Salzuflen?

Im alltäglichen Leben ist die Digitalisierung schon stark verankert. Die Menschen arbeiten im Homeoffice, hören auf dem Weg zur Arbeit Podcasts oder nutzen ihre Smart Watch, um sich fit zu halten. Um die Stadt der Zukunft zu gestalten, spielt die Digitalisierung eine ganz wichtige Rolle. Wir haben deshalb in Bad Salzuflen eine Digitalstrategie entwickelt. Unser Anspruch ist, dass sich alle Einwohnerinnen und Einwohner, Politikerinnen und Politiker sowie Unternehmen bei uns wohlfühlen, ebenso wie unsere Besucherinnen und Besucher und Kurgäste. Die Digitalstrategie trägt deshalb den Titel „#wohlfühlen – Bad Salzuflen gemeinsam gesund und digital“. Wir wollen die Lebensqualität und den Aufenthalt in Bad Salzuflen weiter verbessern, das Wir-Gefühl und die digitalen Kompetenzen der Menschen stärken. Bis 2025 soll Bad Salzuflen zur Smart City werden.

In einem Park mit Wiese und Bäumen steht eine Liege aus Holz.
#wohlfühlen - Bad Salzuflen gemeinsam gesund und digital, so der Titel der städtischen Digitalstrategie. Hier eine Relaxliege im Kurpark. © Staatsbad Salzuflen GmbH/ S. Strothbäumer

Im Februar 2022 hat der Stadtrat die Digitalstrategie verabschiedet. Was sind die Ziele?

Ende 2020 wurde mit Dirk Tolkemitt ein neuer Bürgermeister in Bad Salzuflen gewählt, der die Digitalisierung und die nachhaltige Entwicklung der Stadt vorantreibt. Zunächst musste ein Rahmen dafür geschaffen werden. Wo sehen wir Bad Salzuflen bis 2025? Welche Handlungsfelder wollen wir vorantreiben? Deshalb wurde 2021 zunächst eine Stadtstrategie entwickelt, die fünf Handlungsfelder mit konkreten strategischen Stadtzielen und drei Querschnittszielen definiert. Daran dockt die Digitalstrategie an. Mit ihr wird der Rahmen geschaffen, um orientiert an den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft digitale Lösungen zu entwickeln – unabhängig vom Alter, Geschlecht oder der Herkunft der Menschen. Ihr Alltag soll durch die Digitalisierung einfacher und leichter werden, damit die Mehrwerte unmittelbar spürbar sind. Ergänzend kommt die Digitalisierung der Verwaltung hinzu. 

 

Was ist geplant?

Insgesamt sind 18 Projekte geplant. Einzelne Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, ehrenamtlich Tätige, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Politikerinnen und Politiker haben die Projekte gemeinsam mit einer interdisziplinären Gruppe mitgestaltet. Dazu gehören der Aufbau einer digitalen Serviceplattform, die bedarfsgerecht und prozessorientiert Angebote und Informationen anzeigt, die Einführung eines digitalen Ticketings im Busverkehr, die Schaffung eines MakerSpaces für innovative Unternehmen und kreative Köpfe, aber auch eine Plattform für Kinder und Jugendliche und Angebote für beeinträchtigte oder hilfebedürftige Personen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv in der Stadt zu beteiligen. 

„Die Digitalstrategie trägt den Titel ‚#wohlfühlen – Bad Salzuflen gemeinsam gesund und digital‘. Wir wollen die Lebensqualität und den Aufenthalt in Bad Salzuflen weiter verbessern, das Wir-Gefühl und die digitalen Kompetenzen der Menschen stärken.“

Digitalisierung kostet Geld. Haben Sie genügend Rückhalt, um die entsprechenden Projekte auch umsetzen zu können?

In diesem Jahr sind 250.000 Euro und in den kommenden beiden Jahren jeweils 500.000 Euro für den Haushalt angemeldet. Das ist eine große Summe, gerade wenn man bedenkt, wie knapp die Kassen in den Kommunen sind. Die Bereitstellung im Haushalt und die politische Rückendeckung signalisieren, dass wir unsere Vision der digitalen Stadt möglichst schnell in die Tat umsetzen wollen. Um das zu erreichen, sind wir aber genauso auf die Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene angewiesen. Gerade die großflächigen Projekte im Bereich der Infrastruktur, wie der Breitbandausbau oder die Schaffung von urbanen Datenräumen, sind sehr kostspielig. 

 

Beim bundesweiten eGovernment Wettbewerb 2021 bekam die Stadt Bad Salzuflen in der Kategorie „Bestes Kooperationsprojekt“ für die „Interkommunale Kooperation der lippischen CDOs und Digitalisierungsbeauftragten“ den ersten Preis. Was ist das für ein Projekt?

Anfang 2020 entstand im Austausch zwischen unseren Kommunen im Kreis Lippe die Idee, die interkommunale Vernetzung der lippischen Digitalisierungsbeauftragten voranzutreiben. Denn die Aufgaben und Prozesse sind meist die gleichen. Da wir an das kommunale Rechenzentrum angeschlossen sind, haben wir häufig ähnliche IT-Infrastrukturen und -Programme. Im Laufe des Jahres 2020 haben wir daraus ein Netzwerk entwickelt, in dem die Digitalisierungsbeauftragten aus den 15 Kommunen und vom Kreis Lippe aus eigenem Interesse und eigener Motivation zusammenkommen. Wir tauschen uns nicht nur aus, sondern arbeiten gemeinsam an Projekten wie der Einführung eines einheitlichen Serviceportals im Kreis Lippe und geben Best Practices an unsere Nachbarkommunen weiter. Ein Beispiel ist das Projekt Dorffunk, das einen digitalen Austausch mit den Nachbarn in einem geschützten Raum ermöglicht. Einige Kommunen haben den Dorffunk bereits umgesetzt und geben ihre Erfahrungen, Einführungsstrategien und Tipps zur Umsetzung an andere weiter. Wir haben auch verabredet, dass nicht jede Kommune allein das Thema Onlinezugangsgesetz beackert. Gerade in ländlich geprägten Regionen wie hier in Lippe übernehmen die Digitalisierungsbeauftragten häufig ergänzend zur Digitalisierung Aufgaben wie die Leitung eines ganzen Fachbereichs. Größere Kommunen versuchen, die kleineren Kommunen durch die interkommunale Kooperation zu stärken und Know-how und Digitalisierungsprojekte mit allen zu teilen. Umgekehrt profitieren die größeren Kommunen aber auch häufig von den pragmatischen Ansätzen der kleineren Kommunen. Stellvertretend für alle lippischen Kommunen hat die Stadt Bad Salzuflen die Bewerbung für den Wettbewerb eingereicht und wurde mit dem ersten Platz belohnt. 

Der Preis ist nicht dotiert. Wie wichtig ist er?

Der Preis macht uns sehr stolz. Wir haben auf Bundesebene bescheinigt bekommen, dass dieses Projekt einzigartig ist, weil wir keine finanziellen Ressourcen und keinen Kooperationsvertrag haben, sondern die Zusammenarbeit allein auf Eigenengagement und Vertrauen beruht. Der Informationsbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Meyer-Falcke, war Anfang April 2022 bei uns in Bad Salzuflen zu Gast und hat den Preis im Nachgang überreicht. Solche Momente genießen wir in der interkommunalen Runde, denn sie spornen uns an, weiterzumachen. 


Hier finden Sie weitere Informationen über die Digitalstrategie der Stadt Bad Salzuflen.

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