Second-Screen – wie er unseren Medienkonsum verändert

Second Screen einfach erklärt – wie der zweite Bildschirm unsere Mediennutzung verändert

Service 23. Oktober 2025

Der Second Screen, der „zweite Bildschirm“, beschreibt die Parallelnutzung mehrerer Endgeräte bzw. Medien im Alltag – etwa Fernseher und Smartphone. Wir klären, was genau der Second Screen ist, welche Ursachen zugrunde liegen, wie er unsere Mediennutzung verändert und welche Folgen das hat.  


Inhaltsverzeichnis

1. Was bedeutet „Second Screen“?

2. Second Screen und Fernsehnutzung – Konkurrenz oder Chance?

3. Ursachen von Second Screen Nutzung

4. Folgen von Second Screen Nutzung

5. Fazit: Was der Second Screen über unsere Mediengewohnheiten verrät


Was bedeutet „Second Screen“?

Der Begriff „Second Screen“ beschreibt ein Phänomen der modernen Mediennutzung, bei dem Personen parallel zum Hauptmedium Fernseher einen zweiten Bildschirm nutzen. Dieser zweite Bildschirm gehört meist zu einem Mobilgerät wie einem Smartphone oder Tablet, das es den Zuschauern ermöglicht, neben dem Fernsehprogramm auch Internetinhalte und Online-Dienste zu konsumieren.

Der Second Screen dient dabei ganz unterschiedlichen Zwecken, etwa

  • als Informationsquelle, um Details zu Filmen und Serien herauszufinden,
  • als Austauschplattform mit Personen, die aktuell die gleiche Fernsehsendung verfolgen,
  • als interaktives Medium zur Nutzung spezieller Apps, die das Fernsehprogramm aktiv ergänzen,
  • aber vorwiegend auch für den Konsum von unabhängigen Informationen oder Diensten, die nichts mit dem laufenden TV-Programm zu tun haben.

Second Screen und Multi-Monitor – was ist der Unterschied?

Der Second Screen als spezielle Art des Medienkonsums darf nicht mit dem eher technisch behafteten Begriff des Multi-Monitors verwechselt werden. Multi-Monitor meint die gleichzeitige Nutzung zweier oder mehrerer Bildschirme, etwa bei der PC-Nutzung, um eine bessere Visualisierung der Inhalte und eine effizientere Arbeitsweise zu ermöglichen.

Die zwei Arten der Second Screen Nutzung

Es kann zwischen zwei Arten der Second Screen Nutzung unterschieden werden:

  1. Von Personen initiierter Second Screen: Dabei greifen Fernsehzuschauer von selbst zu Smartphone und Co., um beispielsweise parallel zum Film Informationen nachzuschlagen oder sich mit anderen Zuschauern auszutauschen.
  2. Von Fernsehsendern initiierter Second Screen: Mittlerweile haben Fernsehsender den Mehrwert des Second Screen erkannt und nutzen diesen aktiv, um die Zuschauerinteraktion und -bindung zu erhöhen. Etwa indem spezielle Apps ergänzend zum TV-Programm angeboten werden.

Second Screen – Beispiele

Ein klassisches Beispiel für die Second Screen Nutzung ist der „Tatort“, der – während er noch ausgestrahlt wird – in diversen Foren und Social Media bereits heiß diskutiert wird. Zuschauer sitzen also vor dem Fernseher, verfolgen den „Tatort“ und teilen währenddessen über ihr Smartphone oder Tablet ihre Ermittlungstheorien in Social Media und Co. Nebenbei werden vielleicht auch noch einige Fachbegriffe aus der Gerichtsmedizin oder der Pathologie gegoogelt, um der Geschichte besser folgen zu können. Dabei dient der Second Screen dann nicht nur als Austauschplattform, sondern auch als Informationsquelle.

Ein weiteres Beispiel sind Quiz-Sendungen, die immer öfter mit hauseigenen Apps zum Mitspielen aufwarten. Hier können Zuschauer parallel zur laufenden Sendung die aktuellen Fragen auf dem Smartphone oder Tablet „mitquizzen“ und sich indirekt mit den Kandidaten messen. Dadurch schaffen die Fernsehsender nicht nur Interaktivität, sondern erhöhen im gleichen Zug auch die Zuschauerbindung zum Format. 

Aber natürlich ist vor allem auch eine vom Fernsehprogramm unabhängige Nutzung des Second Screen verbreitet, etwa wenn eine Person neben dem Fernsehen ihre E-Mails oder Messenger-Nachrichten liest oder Online-Shopping betreibt.

Second Screen und Fernsehnutzung – Konkurrenz oder Chance?

Als das Phänomen des Second Screen um das Jahr 2010 als Trend in der Mediennutzung erkannt wurde, wurde dies seitens des Fernsehens sehr kritisch beobachtet. TV-Sender befürchteten, dass das lineare Fernsehen durch die Nutzung eines zweiten Bildschirms zu einem Nebenbei-Medium wird. Ganz ähnlich, wie es einst dem Radio ergangen ist – übrigens dank des Fernsehens.

Und es stimmt, dass sich das klassische Fernsehverhalten mit ungeteilter Aufmerksamkeit durch den Second Screen drastisch verändert hat. Multitasking ist für viele Zuschauer bzw. Nutzer die neue Norm und die Aufmerksamkeitsspanne für Fernsehinhalte sinkt.

Bedenkt man aber, dass Nutzer ihr Smartphone oder Tablet oft nutzen, um ergänzende Inhalte zum laufenden Fernsehprogramm einzuholen, so tritt der Second Screen zwar als Konkurrenz, aber ebenso als wertvolle Ergänzung und Chance fürs Fernsehen auf.

Bereits im Jahr 2012 gaben 20 % der Befragten im Rahmen der ARD/ZDF-Onlinestudie an, häufig parallel zum Fernsehen im Internet gesurft zu haben – 7 % davon mit konkretem Bezug zum TV-Programm. Heutzutage ist der Second Screen ein viel verbreiteter Standard und die Zahlen dürften noch deutlich höher ausfallen. Daher haben Fernsehsender Strategien entwickelt, um den Second Screen für sich zu nutzen und das Fernsehprogramm entsprechend zu gestalten – etwa durch eigene Apps, Hashtags für Social Media, Online-Votings oder Zugang zu weiterführenden Inhalten online.

Und auch das Potenzial des zweiten Bildschirms als zusätzliche Werbefläche wurde schnell erkannt, und immer öfter werden Werbebotschaften strategisch zum laufenden Fernsehprogramm auf dazugehörigen Social-Media-Accounts und Co. geschaltet. So wurde der Second Screen auch im Bereich Digital-Marketing relevant.

Ursachen von Second Screen Nutzung

Die Ursachen der Second Screen Nutzung und auch der anhaltende Trend für diese Art des Medienkonsums sind vielfältig. Zum einen sind Smartphone und Tablet in den letzten Jahren für viele Menschen zu unverzichtbaren Begleitern geworden. Die Mobilgeräte ermöglichen den ständigen Zugriff aufs Internet und dienen als Kommunikationsmittel Nr. 1. Dank der Geräte sind wir ständig erreichbar und unsere Fähigkeit, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren – etwa das Fernsehen – wird zunehmend durch die sogenannte „Fear Of Missing Out“ behindert. Viele Nutzer fürchten, etwas zu verpassen, wenn sie nicht regelmäßig auf ihr Handy schauen. Das schlägt sich dann auch in Form der Second Screen Nutzung beim Fernsehen nieder, wenn viele Nutzer der Verlockung des zweiten Bildschirms erliegen, um up to date zu bleiben.

Zum anderen spielen oft aber auch soziale Normen (auch hier primär die ständige Erreichbarkeit) eine Rolle. Oft stellt die aktive Suche nach einer Ablenkung im Second Screen aber auch eine Reaktion auf Langeweile oder Überforderungen, die mit dem Hauptmedium einhergehen, dar.

Was ist „Fear Of Missing Out“?

Der Begriff „Fear Of Missing Out“, kurz FOMO, beschreibt das Angstgefühl bedeutende oder spannende Ereignisse zu verpassen. Aufgrund dieser Angst greifen viele Menschen ständig zum Smartphone, um neue Nachrichten zu lesen, Feeds zu aktualisieren oder Social-Media-Posts zu prüfen. Nur so haben Sie das Gefühl, alle wichtigen Neuigkeiten direkt mitzubekommen und nicht hintenanzustehen. 

Folgen von Second Screen Nutzung

Welche Folgen der Second Screen für Fernsehsender hat, haben wir bereits erklärt – doch der zweite Bildschirm kann auch konkrete Folgen und Auswirkungen auf die Nutzer selbst haben, so beispielsweise:

  • Gesunkene Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsprobleme: Durch den ständigen Medienwechsel fällt es schwer, sich über längere Zeit auf nur eine Sache zu konzentrieren. Medieninhalte werden nur noch oberflächlich wahrgenommen und oft auch schnell wieder vergessen.
  • Mediale Überforderung und digitale Erschöpfung: Die gleichzeitige Informationsaufnahme aus verschiedenen Kanälen kann schnell zu Stress und mentaler Ermüdung führen. Nutzer fühlen sich schneller ausgelaugt, da sie verschiedene Medieninhalte gleichzeitig „managen“ müssen.
  • Beeinträchtigung des Medienerlebnisses: Filme, Serien oder Fernsehsendungen verlieren durch die mangelnde Konzentration an Intensität, weil die Handlung nicht mehr vollständig wahrgenommen und verfolgt wird. Das eigentliche Erlebnis tritt in den Hintergrund, während nebensächliche Handlungen an Bedeutung gewinnen.
  • Auswirkungen auf Medienkompetenz und Informationsverarbeitung: Die parallele Nutzung mehrerer Medien beeinflusst die Art und Weise der Informationsaufnahme und -verarbeitung. Wer ständig zwischen Fernsehinhalten, sozialen Netzwerken und Suchmaschinen wechselt, trainiert das schnelle Erfassen von Schlagzeilen und kurzen Informationen. Gleichzeitig leidet jedoch die Fähigkeit, sich länger mit einem Thema auseinanderzusetzen oder komplexe Inhalte kritisch zu hinterfragen.

Im Gegensatz dazu gibt es jedoch auch zahlreiche Vorteile, wie die schnelle Informationsverfügbarkeit, größere Interaktivität und die Chance zur Vernetzung mit gleichgesinnten Menschen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob es wirklich notwendig ist, all diese Dinge gleichzeitig zu tun – es könnte sicherlich auch gut nacheinander funktionieren.

Fazit: Was der Second Screen über unsere Mediengewohnheiten verrät

Der Second Screen hat unsere Mediennutzung nachhaltig verändert. Smartphones und Tablets sind unsere ständigen Begleiter, die sowohl Konkurrenz als auch Chance für das Fernsehen sind. Die Ursachen für den Second Screen liegen sowohl in der technischen Entwicklung als auch in psychologischen Faktoren wie der „Fear of Missing Out“ – also der Angst, Neuigkeiten zu verpassen.

Die Folgen für Nutzer sind zwiespältig: Einerseits eröffnet der zweite Bildschirm neue Möglichkeiten wie die schnelle Informationssuche, mehr Interaktivität und soziale Vernetzung. Andererseits kann die Parallelnutzung verschiedener Medien die Aufmerksamkeitsspanne verkürzen, und Medieninhalte werden oft nur noch oberflächlich wahrgenommen.

Für Fernsehsender wiederum bedeutet der Second Screen sowohl Herausforderung als auch Chance. Er kann zur Konkurrenz für das klassische TV-Programm werden, eröffnet andererseits aber auch neue Wege der Vermarktung und der Zuschauerbindung.

Letztlich ist der Second Screen weder ausschließlich Fluch noch Segen. Er ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres modernen, digitalen Alltags, dessen Einfluss auf unseren Medienkonsum weiterwachsen wird – entscheidend ist, wie bewusst wir ihn nutzen.

 

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