Kurse für Kinder: Damit sie Helden der digitalen Transformation werden - Digitales Bürgernetz

Digitale Bildung für Kinder: Rechtzeitig Teil der Transformation werden

#Bildung 28. Februar 2023

Mit dem Tectruck fahren die Techeroes von Kommune zu Kommune. Foto: Techeroes

Rinku Sharma hat das Unternehmen Techeroes gegründet, ein Start-up für die digitale Bildung von Kindern. Im Interview erzählt er, warum man bereits im Kindesalter für die Grundlagen der digitalen Welt begeistern muss und wie man das schafft.

Herr Sharma, 2018 haben Sie gemeinsam mit Ihrem Bruder die Techeroes gegründet. Was verbirgt sich dahinter und wie kam es dazu?

Die Idee kam mir durch meine eigenen Kinder, die damals 10 und 13 waren. Durch sie und ihr Umfeld konnte ich beobachten, dass Kinder in Deutschland digitale Angebote hauptsächlich als Konsumenten wahrnehmen, aber nicht als komplexe Technologie, die es sich lohnt zu ergründen und zu verstehen. Sie wollen Influencer oder Youtuber werden, anstatt sich so mit den digitalen Technologien zu beschäftigen, dass sie sie später für komplexe Berufe einsetzen können. Ich war damals bei der Lufthansa tätig und kam viel in der Welt herum. Dadurch wurde mir klar, dass das in anderen Ländern – zum Beispiel auch in meinem Heimatland Indien – anders ist.

Portrait Rinku Sharma
Rinku Sharma gründete mit seinem Bruder die Techeroes. Foto: Techeroes

Das ist natürlich nicht die Schuld der Kinder, sondern liegt daran, dass dieses komplexe Verständnis in unserem Bildungssystem zu wenig vermittelt wird. Wir hatten daher die Idee, Kurse für Kinder anzubieten, in denen sie sich mit Themen wie Programmierung, Robotik, Smart City oder künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. Während eines Sabbatical habe ich das Konzept entwickelt. Anfang 2019 sind wir mit Präsenz-Kursen in Bad Vilbel gestartet und durch die Pandemie kamen schnell Online-Kurse hinzu. Mittlerweile entwickeln wir auch passende Tools und werden viel von Schulen und öffentlichen Einrichtungen angefragt, um dort Projekte und Workshops anzubieten.

 

Wie erreichen Sie die Kinder mit solch komplexen Themen?

Hier kommen die Techeroes ins Spiel. Dabei handelt es sich um Figuren, die wir ins Leben gerufen haben, um leichter Zugang zu den Kindern zu bekommen. Es sind sechs Superhelden – vom Mathero bis zum Robohero –, die jeweils bestimmte Kräfte aber auch besondere Herausforderungen haben, die sie lösen müssen. Man muss diese Themen für Kinder interessant machen, über Geschichten, die jedes Kind gerne hört.

Damit wir früh genug ansetzen, müssen wir Kinder im Alter von 7 bis 12 erreichen. Für dieses Alter ist Präsenz aber sehr wichtig, da sind Online-Kurse ehrlich gesagt nur zweite Wahl. Deswegen haben wir zum Beispiel unseren Tectruck, der im ländlichen Raum, vor allem in der Wetterau, auf Roadshow geht. Wir besuchen damit kleine Ortschaften und Dörfer, um auch dort die Kinder zu erreichen.

Rinku Sharma und zwei Jugendliche schauen in einen Laptop.
In Präsenz- und Onlinekursen lernen Kinder und Jugendliche, was man mit digitalen Technologien alles machen kann. Foto Techeroes

Warum ist es wichtig, Kindern dieses Angebot frühzeitig zu machen?

Deutschland hat hier wie gesagt Nachholbedarf. Digitales wird konsumiert, aber dass man mit digitalen Lösungen auch Krebs behandeln, Operationen durchführen oder die Industrie revolutionieren kann – davon haben die meisten Kinder keine Vorstellung. Gleichzeitig ist es aber so, dass Berufe ohne digitalen Bezug nach und nach wegfallen werden. Die Komplexität in den Berufen wird sich mit dem technischen Fortschritt stets potenzieren. Für einfache Aufgaben wird der Mensch einfach zu teuer. Daher muss der Mensch in der Zukunft komplexe Aufgaben oder Aufgaben, in denen ethische Aspekte eine wichtige Rolle spielen, bewältigen. Und je stärker diese Komplexität zunimmt, desto mehr werden uns die Fachkräfte fehlen. Um unseren Wohlstand aufrechtzuerhalten – als Einzelner aber auch auf gesellschaftlicher Ebene – müssen wir komplexe Aufgaben erfüllen, die ausnahmslos Schnittstellen zur Digitalisierung haben werden.

 

Wie muss sich unser Bildungssystem verändern, um dazu beizutragen?

Das Bildungssystem muss sich dieser Realität anpassen, und zwar viel schneller und agiler als es bisher der Fall ist. Die Technologie verändert sich rasant. Da kann ich nicht mehr einen Lehrplan entwickeln, der dann erstmal 20 Jahre lang gilt. Unternehmen sind auch gezwungen, sehr schnell auf Veränderungen zu reagieren. Sonst verschwinden sie vom Markt. Die Schulen müssen offener für externe Angebote werden und sich von außen die Expertise holen, die sie selbst nicht so schnell aufbauen können.

Artikel Teilen