Das Phänomen LAN-Party | Deutsche Glasfaser

LAN-Partys: Die Gaming-Revolution, die unsere Vernetzungstechnologie und Kultur veränderte

Service 26. September 2023

Den Rechner und den dicken Röhrenmonitor inklusive Kabeln, Spielen, Energydrinks und Chips einpacken und unter großem Aufwand zu Freunden in den Keller karren. LAN-Partys waren in den 1990er und 2000er Jahren ein gefeiertes Phänomen in der Gaming-Community. Was den Charme dieser Partys ausmachte, wie sie funktionierten und wie sie unsere heutige Vernetzungstechnologie beeinflusst haben, lesen Sie im Folgenden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der LAN-Partys: die Anfänge

Die LAN-Party-Revolution begann in den späten 1980er und 1990er Jahren, als Gamer zum ersten Mal in die Welt des Multiplayer-Gamings eintauchten. Eines der ersten Spiele, dass diese Bewegung entfachte, war das legendäre „MIDI Maze“ für den Atari ST. Dieses Multiplayer-Computerspiel ermöglichte es, gemeinsam in einer virtuellen Umgebung zu spielen. Um diese Verbindung herzustellen, musste ein sogenannter „MIDI-Ring“ geschaffen werden – ein Zusammenschluss von bis zu 16 Geräten, die über Kabel mit dem Atari verbunden wurden. Der Atari übernahm die Rolle des „Masters“, der die Aktionen der verbundenen Geräte koordinierte. Die Gamer mussten ihre eigenen Endgeräte mitbringen, was oft zu kuriosen Szenen führte, wenn Jugendliche Röhrenbildschirme und komplette Rechner in Schubkarren oder Bollerwagen zum Treffpunkt transportierten.

Der nächste Meilenstein war die Einführung der eigentlichen LAN-Partys, bei denen die Spieler über Ethernet-Verbindungen zusammenkamen – mit LAN-Kabeln und dem altbewährten Netzwerk-Switch. WLAN gab es zu dieser Zeit noch nicht, deshalb bestanden die LAN-Partys aus einem regelrechten Kabelsalat, zu dem jeder Teilnehmer das passende Equipment beisteuerte. Technische Herausforderungen und Störungen waren vorprogrammiert. Die Spieleauswahl war überschaubar, aber dennoch legendär: Klassiker wie „Command & Conquer“, „Warcraft II“ und natürlich „Counter-Strike“ fesselten die Gamer stundenlang.

Was einst in bescheidenen Jugendzimmern und Kellern begann, entwickelte sich schnell zu öffentlichen Events. Im Jahr 1999 fand in Duisburg die erste LAN-Party mit mehr als 1.000 Teilnehmern statt – zu dieser Zeit eine beeindruckende Zahl von Gamern, die sich für gemeinsame Gaming-Erlebnisse zusammenfanden. Der Höhepunkt wurde 2013 erreicht, als die DreamHack-Winter-Party mit 22.810 Teilnehmern den Weltrekord für die größte LAN-Party aufstellte.

Soziale Aspekte des Gamings: die Gemeinschaft hinter LAN-Partys

LAN-Partys haben die besondere Eigenschaft, Menschen miteinander zu verbinden und ein intensives gemeinschaftliches Spielerlebnis zu ermöglichen. Die Teilnehmer sitzen im selben Raum, meist an langen Tischen nebeneinander oder in mehreren Tischreihen, und tauchen in virtuelle Welten ein. So können Strategien und Triumphmomente, aber auch Frust über verlorene Schlachten unmittelbar miteinander geteilt werden. Die Spieler können sich zusammenschließen, um in Teamspielen zu dominieren oder zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Siege zu erzielen und Ziele zu erreichen. Gleichzeitig bietet die LAN-Party den Spielern die Möglichkeit, sich direkt herauszufordern und in hitzigen Wettkämpfen ihre Fähigkeiten zu beweisen.

Die enge Zusammenarbeit bei LAN-Partys erfordert eine effektive Kommunikation und Teamarbeit. Spieler müssen gemeinsam Strategien planen und Aktionen koordinieren, um im Spiel gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies fördert nicht nur die spielerischen Fähigkeiten, sondern stärkt auch die Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation im realen Leben. Oft entstehen hier auch neue Freundschaften, die über das Zocken auf LAN-Partys hinausgehen: Die gemeinsamen Erlebnisse, der Nervenkitzel des Wettbewerbs und die gemeinsamen Siege schmieden starke Bindungen zwischen den Teilnehmern. Viele Freundschaften, die bei LAN-Partys beginnen, entwickeln sich zu dauerhaften Beziehungen, die über die Grenzen des Spiels hinaus erhalten bleiben.

LAN-Partys und die Evolution der Vernetzungstechnologie: von Ethernet zum Cloud-Gaming

In den Anfangsjahren der LAN-Partys waren Kabel und Ethernet-Verbindungen der Standard. Die Teilnehmer mussten LAN-Kabel verwenden, um ihre Computer zu vernetzen und Multiplayer-Spiele zu spielen. Diese Praxis half dabei, die Grundlagen der Netzwerktechnologie zu verstehen und trug zur Verbreitung des Ethernets als leistungsfähiger Kommunikationsstandard bei: Das Ethernet basiert auf einer Technologie, bei der alle Geräte in einem Netzwerk per Kabel mit einem zentralen Punkt, einem sogenannten Switch oder Hub, verbunden sind. Die Technik wird auch heute noch für die Vernetzung von Geräten in lokalen Netzwerken genutzt.

Mit dem Wachstum von LAN-Partys wurden die Anforderungen an Netzwerktechnologien zusehends größer. Veranstaltungen mit Hunderten oder sogar Tausenden von Teilnehmern erforderten leistungsfähigere Netzwerklösungen. Die Herausforderungen, die durch diese großen Veranstaltungen entstanden, inspirierten Entwickler und Ingenieure dazu, neue Wege zur effizienteren Vernetzung von Geräten zu finden.

So hat beispielsweise auch die Verbreitung von Wi-Fi als drahtlose Vernetzungslösung von den Erfahrungen der LAN-Partys profitiert. Die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Geräten auf engem Raum zu vernetzen, führte zu Innovationen im Bereich der drahtlosen Technologien. Entwickler begannen, Lösungen zu finden, um auch ohne physische Kabel eine zuverlässige Vernetzung zu ermöglichen.

Doch nach der Möglichkeit des drahtlosen gemeinsamen Online-Gamings ist noch lange nicht Schluss mit der gaming-inspirierten Weiterentwicklung der Vernetzungstechnologie: Die Entwicklung von Cloud-Gaming, wo Spiele über das Internet gestreamt werden, umfasst auch die Prinzipien, die durch LAN-Partys inspiriert wurden. Plattformen wie Google Stadia, NVIDIA GeForce Now und Xbox Cloud Gaming ermöglichen es den Spielern, die verschiedensten Games über das Internet zu streamen, ohne sie auf ihren lokalen Geräten installieren zu müssen. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Online-Spiele, da leistungsfähige Server die rechenintensiven Aufgaben übernehmen und die Spiele so auf einer breiteren Palette von Geräten zugänglich werden.

eSports und LAN-Partys: eine wachsende Verbindung

Bei eSports, auch bekannt als elektronischer Sport oder professionelles Gaming, handelt es sich um organisierte Wettbewerbe und Turniere, bei denen Spieler in Videospielen gegeneinander antreten, um Preise zu gewinnen und Anerkennung für besondere Spielleistungen zu erhalten. Mittlerweile haben sich eSports zu einem globalen Phänomen entwickelt, das sowohl die Spieler als auch die Zuschauer auf der ganzen Welt feiern. Die professionelle eSports-Szene bietet eine breite Palette verschiedener Games, darunter Ego-Shooter, Strategie- und Kampfspiele, MOBAs (Multiplayer Online Battle Arenas) und viele andere Genres.

Bei der Entstehung und Entwicklung der eSports spielten LAN-Partys eine entscheidende Rolle: Auf LAN-Partys traten Spieler in Multiplayer-Spielen gegeneinander an und haben festgestellt, dass sie ihre Fähigkeiten auf diesen lokalen Veranstaltungen verbessern und dann in größeren Wettbewerben zeigen konnten. Diese Erkenntnisse ebneten den Weg für die Entstehung von eSports-Turnieren und -Ligen. Außerdem war die freundschaftliche Gemeinschaftsbildung auf LAN-Partys ein wichtiger Faktor für die Entstehung von eSports, da Teams und Spieler sich selbst organisierten, um in Turnieren anzutreten.

Viele frühe eSports-Turniere fanden zunächst auch einfach auf LAN-Partys statt. Veranstalter nutzten die bestehende Infrastruktur von LAN-Partys, um kompetitive Gaming-Veranstaltungen zu organisieren. Dies half, die Bekanntheit von eSports zu steigern und die Aufmerksamkeit von Sponsoren und Zuschauern auf sich zu ziehen. Entsprechend wuchs die eSports-Szene stetig und erreichte schließlich den Punkt, an dem sie professionell organisierte Ligen, Turniere und Teams umfasste. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit dem technologischen Fortschritt in Sachen Vernetzung, Internetgeschwindigkeit und der Verfügbarkeit von Online-Gaming-Plattformen und Cloud-Gaming.

Abstieg der LAN-Party: schnelles Internet und Kontenbindung

LAN-Partys und ihre Anforderungen an die Technik haben den Fortschritt in Sachen Vernetzung und Internetgeschwindigkeit vorangetrieben – dieser Fortschritt bedeutete aber gleichzeitig auch den Abstieg von kleinen und mittelgroßen LAN-Partys: Mit immer schnellerem Internet und hoher Datenübertragungsrate ist eine direkte Netzwerkverbindung einfach nicht mehr notwendig – selbst Gaming-Turniere lassen sich mittlerweile problemlos online austragen, sodass das physische Zusammenkommen der Spieler zum überflüssigen Aufwand wird.

Schließlich ist es bequemer, wenn man seine Technik nicht auf- und abbauen und damit zum Veranstaltungsort fahren muss, sondern einfach von zu Hause aus zocken kann, wo alles gut eingerichtet ist. Zudem gibt es mittlerweile auf vielen Gaming-Plattform eine Kontenbindung. Dadurch ist es nicht mehr möglich, dass jemand ein Spiel mit zur LAN-Party bringt und alle es dort zocken können – jeder benötigt sein eigenes Konto, über das das Game läuft.

Dennoch sind LAN-Partys nicht ausgestorben: In Kellern, Turnhallen oder auf größeren Events wird immer noch auf klassische Art und Weise gezockt – und sei es nur für den Nostalgie-Trip in die eigene Spielvergangenheit.

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