Kinderpflege auf dem Land digital organisiert - Digitales Bürgernetz

Wie der Kinderintensivpflegedienst BALU sich digital organisiert

#Gesundheit 22. Oktober 2021

Zeit für die kleinen Patienten ist das wichtigste, Bild: Balu Kinderintensivpflegedienst

Der Pflegedienst BALU ermöglicht es schwer kranken Kindern in Schleswig-Holstein im Kreis ihrer Familie einen Alltag auf dem Land zu leben.

Wenn die 6-jährige Lina* morgens aufwacht, ist ihre Kinderkrankenschwester Sophie* schon da. Sie misst die Parameter und kontrolliert: Bekommt Lina genügend Luft? Wie ist ihr Blutdruck und der Puls? Wie die Nacht war, weiß Sophie* aus dem Übergabebericht des Pflegers, den sie morgens beim Kaffee auf ihrem Handy lesen konnte – und von dem kurzen Gespräch, das sie am Telefon führten. Jetzt sitzt sie an Linas Bett und lächelt in die noch müden Augen des Kindes: „Aufwachen!“, flüstert sie, „deine Freunde im Kindergarten warten schon auf Dich!“

Zuhause am besten aufgehoben

Seit 2013 sind Kinderkrankenschwestern und Pfleger im Auftrag des Kinderintensivpflegedienstes BALU unterwegs im ländlichen Schleswig-Holstein. Ihre Mission ist es, schwerkranken und stark eingeschränkten Kindern einen Alltag im Kreis ihrer Familie zu ermöglichen. Sie betreuen die kleinen Patientinnen und Patienten bei Bedarf rund um die Uhr. „Wir sind davon überzeugt, dass Kinder sich in einer vertrauten Umgebung und inmitten sie liebender Menschen am wohlsten fühlen und dort die besten Entwicklungschancen haben“, erklärt BALU auf seiner Website. „Deswegen tun wir alles, was wir können, um ihnen das zu ermöglichen. Wir möchten, dass sie ein normales Leben führen können, zur Kita oder zur Schule gehen, Ausflüge machen und in den Urlaub fahren.“ Die Arbeit organisiert der Pflegedienst zu großen Teilen mit Hilfe digitaler Anwendungen. So bleibt mehr Zeit für die kleinen Patientinnen und Patienten.

Messenger-Gruppen für aktuelle Infos

Jedes der von BALU betreuten Kinder hat eine eigene Gruppe auf Signal. Über den Messenger-Dienst bleiben alle Pflegekräfte stets auf dem Laufenden: Wie geht es dem Kind heute? Was hat die Lehrerin für Aufgaben mitgegeben? Welche Übung hat der Physiotherapeut empfohlen? Welche Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier müssen noch getroffen werden? – Diese und andere Fragen beantwortet jeden Morgen und Abend ein Blick aufs Handy, bevor die zuständige Krankenschwester ihren Dienst antritt. Natürlich gibt es auch persönliche Gespräche zur Übergabe. Aber so geht nichts Wichtiges verloren, denn die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familie stehen immer im Mittelpunkt.

Interne Bereiche für Zeitplanung und medizinische Berichte

Damit die Pflegekräfte gut für die Kinder da sein können, ist ein Team im Hintergrund für die Pflegekräfte da. Es versucht, bestmöglich auch deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die Angestellten können zum Beispiel ihre Urlaubswünsche und Tage, an denen sie nicht einsetzbar sind, digital melden. Das Team, das vom BALU-Büro in Neversdorf aus in Schleswig-Holstein die Einsätze koordiniert, versucht, diese Wünsche umzusetzen. „Uns ist sehr bewusst, dass das Wohl unserer Mitarbeiter ausschlaggebend ist für die Arbeit bei unseren kleinen Patienten“, erklärt Annika Witt, die stellvertretende Pflegedienstleitung für Schleswig-Holstein und selbst Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ist. Sie und Pflegedienstleitung Saskia Danger haben in Neversdorf deswegen für Fragen und Probleme der Mitarbeitenden stets ein offenes Ohr und finden immer eine Lösung, wenn jemand z. B. eine Schicht tauschen will oder etwas auf dem Herzen hat.

 

Wenn Schwester Sophie* ihre Schicht bei Lina beendet, trägt sie die wichtigsten Informationen des Tages im internen Bereich der BALU-Website ein. Auch hier gibt es für jeden kleinen Patienten eine Datenbank, auf die alle an der Pflege dieses Kindes Beteiligten Zugriff haben. Vor allem für die medizinischen Anwendungen ist das sehr wichtig. Es gibt Kinder bei BALU, die müssen beatmet werden, fast alle bekommen regelmäßig Medikamente und Therapien. Online gibt es all diese Pläne, Wochenberichte und Übergaben. So geht nichts verloren. Und alle haben die wichtigsten Informationen immer griffbereit.

Eine junge Frau steht mit einem Blumenstrauß neben einer Zeichnung eines Bären
Begrüßung für eine neue Mitarbeiterin bei BALU, Bild: Balu Kinderinten

Mehr Zeit für 1:1-Betreuung

„Den Überblick zu behalten, ist dank der Digitalisierung einfacher geworden“, sagt Annika Witt. „Natürlich sind persönliche Gespräche im Team wichtig und finden regelmäßig statt. Aber die Technik hilft uns bei allen organisatorischen Fragen. So bleibt mehr Zeit, wirklich für unsere Kinder da zu sein.“ So viele Krankenpflegekräfte wünschen sich das: mehr für ihre Patienten. „Eine 1:1-Betreuung wie wir sie bei BALU umsetzen, gibt es leider sehr selten in unserem Beruf“, sagt Annika Witt. Vielleicht arbeiten die rund 120 Pflegekräfte auch deswegen so gerne hier bei BALU.

BALU ist immer auf der Suche nach Krankenschwestern, Pflegern und anderen medizinisch ausgebildeten Personen, denn die Nachfrage ist groß. Interessierte können unter www.balu-kip.de schauen, ob es in ihrer Wohnortnähe Einsätze gibt und sich gleich online bewerben. Auch auf Instagram und  Facebook ist BALU zu finden.

*Namen von der Redaktion geändert

Zur Website des Kinderintensivpflegedienstes BALU geht es hier: https://www.balu-kip.de

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