Digitaler Unterricht auf dem Land - Digitales Bürgernetz

Schule auf dem Land: Digitaler Unterricht muss ganz selbstverständlich sein

#Bildung 18. Oktober 2021

Schulleiter Christian Absi, Bild: Christian Absi

Im Kreis Gütersloh startete vor drei Jahren das Projekt „Schule und digitale Bildung“, um das Lernen mit digitalen Medien zu fördern. 114 Schulen nehmen daran teil. Eine davon ist die Grundschule Laukshof in Steinhagen. Wir sprechen mit Schulleiter Christian Absi.

Herr Absi, wie ist die technische Ausstattung an Ihrer Schule, um digitalen Unterricht zu gestalten?

Die Grundschule Laukshof hat wie alle Schulen in der Gemeinde Steinhagen schnelles Internet und ist ans Glasfasernetz angeschlossen. Alle arbeiten mit dem Schulserver IServ. In jedem Klassenraum ist bei uns ein Whiteboard vorhanden, alle Lehrkräfte haben Tablets. In den Klassen eins und zwei teilen sich jeweils zwei Kinder ein iPad, in den Klassen drei und vier verfügt jedes Kind über eigenes Tablet.

Der Eingangsbereich der Grundschule Laukshof
Die Grundschule Laukshof hat sich digital auf den Weg gemacht, Bild: Christian Absi
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Schulen sehr unterschiedlich darauf vorbereitet waren, innerhalb kurzer Zeit auf digitalen Unterricht umzustellen. Wie hat Ihre Schule das gemeistert? 

Was fehlte, war die Umsetzung eines digitalen Konzeptes. Da mussten wir uns als Schulleitung mit dem Team fit machen, was heißt es, in Distanz zu unterrichten? Das lief über Videokonferenzen. Ganz schnell wurde eine digitale Pinnwand auf der Homepage aufgebaut, auf die alle zugreifen konnten, einschließlich der Eltern. So war die Kommunikation mit ihnen immer möglich. Jede Klasse hat dann allmählich ihr eigenes Padlet, ihre eigene digitale Pinnwand, entwickelt, die auch geschützt war. Die Schülerinnen und Schüler konnten dort selbst Lerninhalte hochladen, Bilder, Texte oder Zeichnungen erstellen und teilen. In der ersten Klasse haben wir mit sehr kleinen Gruppen Videokonferenzen gemacht und die Anton-App genutzt, um die einzelnen Buchstaben einzuführen. Das hat gut geklappt. Und Familien, die kein Tablet hatten, haben sehr schnell ein Leihgerät bekommen – dank der guten Schulsozialarbeit in Steinhagen.

Wir müssen als Schulleitung immer wieder einfordern, dass das Digitale weiterhin ein fester Bestandteil des Unterrichts ist.

Die Technik ist das eine, die Gestaltung des digitalen Unterrichts das andere. Welche Defizite sehen Sie da noch?

Ich bin im April 2020 an die Schule gekommen, mein Konrektor zwei Monate früher. Seit zwei Jahren gab es einen Runden Tisch in Steinhagen zum Thema digitale Schule – mit entsprechenden Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte. Wir haben aber schnell erkannt, dass wir weitere Fortbildungen brauchen: Welche Möglichkeiten bietet digitaler Unterricht? Wie werden Padlets aufgebaut und gefüllt? Wie ist tutorialgestütztes Lernen über Video möglich? Das Kollegium hat das gut angenommen und umgesetzt. Aber man muss klar sagen, dass die Qualität an der Stelle weiter ausgebaut werden muss. Es gab viele gute Versuche, die auch von den Familien gut angenommen wurden. Wir haben online mehrere Evaluationen gemacht und positives Feedback bekommen. Jetzt, wo wieder mehr Präsenzunterricht möglich ist, müssen wir als Schulleitung aber immer wieder einfordern, dass das Digitale weiterhin ein fester Bestandteil des Unterrichts ist. Wir merken, dass Altbekanntes oft leichter fällt und manche wieder auf das zurückgreifen, was sie seit vielen, vielen Jahren gewohnt sind.

Kinder mit Lernmaterialien in einer Turnhalle
Die Programmier-AG der Grundschule Laukshof, Bild: Christian Absi
Welche Unterstützung wünschen Sie sich für die weitere Entwicklung des digitalen Unterrichts?

Ich würde mir wünschen, dass die Schulbuchverlage stärker in die Pflicht genommen werden. Denn wir merken: Von ihnen kommt viel zu wenig gutes Material. Wir wünschen uns neben der Anton-App oder Antolin weitere Formate, die die Lehrkräfte dazu befähigen, sich mehr an digitale Inhalte zu trauen. Denn dort, wo nicht das Know-how vorhanden ist wie bei uns, wo es nicht solche Fortbildungsformate wie in Steinhagen gibt, fühlen sich viele Lehrkräfte allein gelassen. Die Schulbuchverlage müssen besser und digitaler werden und den Mehrwert der Digitalisierung auch abbilden.

Info:

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zu Breitbandanschlüssen verfügen nur 16 Prozent der Schulen in Landgemeinden über schnelles Internet. In Großstädten sind es dagegen 70 Prozent!

Quelle: https://www.fdpbt.de/anfrage/kleine-anfrage-bilanzierung-breitbandanschluss-deutscher-schulen

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