Diskussion über die digitale Zukunft in Sachsen - Digitales Bürgernetz

Digitale Zukunft @ Sachsen: Das Digitale Bürgernetz zu Gast in Dresden

#Gemeinschaft 31. März 2023

Reger Austausch am Roundtable in Dresden © Ronald Bonss

Dass die Digitale Zukunft in Sachsen bei vielen auf der Agenda steht, merkte man beim Roundtable in Dresden sofort. Wichtige EntscheiderInnen und MeinungsführerInnen waren der Einladung des Digitalen Bürgernetz gefolgt, um mit Thomas Kralinski, Staatssekretär und Amtschef im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Sven Butler, Leiter des Gigabitbüro des Bundes, Christoph Neuberg, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz, Ulf Heinemann, Landessprecher Sachsen Bitkom und Geschäftsführer der Robotron Datenbank Software GmbH sowie Christof Sommerberg, Bereichsleiter Public Affairs von Deutsche Glasfaser Holding und Philipp Wilimzig, Gründer des Start-Ups Smart Village Solutions sowie Preisträger des Wettbewerbs Digitale Ort im Land der Ideen 2022 in den Austausch zu kommen.

Über die strukturellen Herausforderungen Deutschlands und besonders Sachsens, die uns in allen Landesteilen begegnen und die Infrastrukturen, die Gesundheits- und das Bildungssystem sowie die Verwaltung betreffen, diskutierten in Dreden Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kommunen.

Moderatorin Nora Miethke von der Sächsischen Zeitung erläutere in ihrer Einleitung, warum der Glasfaserausbau ihrer Meinung nach so wichtig ist: „Wir leben in einer Zeitenwende und diese braucht digitale Infrastruktur. Diese Zeitenwende betrifft die drei großen D Herausforderungen: Demographischer Wandel, Dekarbonisierung und Digitalisierung.“

Digitalisierung ist mehr als die Summe der Kabel

In seiner Keynote erklärte Staatssekretär Thomas Kralinski vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, seine Sichtweise auf die Digitalisierung und den Stand in Sachsen. Während die „Digitalisierung eine tiefgreifende und umfassende Revolution, die nie enden wird“ sei, stünde man in Sachsen allgemein gut da. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Herausforderungen der drei Ds hinkriegen werden und sie lösen können. Wir sind das Land der Tüftler und Ingenieure und wer, wenn nicht wir kann das hinkriegen?“, betonte er in seinem Vortrag.

Voraussetzung sei aber nun der Breitbandausbau. „Ein gutes Breitbandangebot ist heute eigentlich Daseinsvorsorge und damit eine staatliche Aufgabe. Wir nehmen da sehr viel Geld in die Hand und werden das auch in Zukunft tun.“ Das Geld läge bereit, man müsse dieses nun aber auch zielführend einsetzen. „Wir brauchen den Breitbandausbau. Das interessante ist dann aber nicht das Verlegen der Kabel, sondern das, was wir damit machen. Wie können wir das Leben der Menschen einfacher machen, ein bisschen besser machen, schneller machen. Wie können wir Probleme und Herausforderungen mithilfe der Digitalisierung lösen?“

Dieses Verständnis, dass Digitalisierung mehr als die Summe der Kabel sei, sowie infrastrukturelle Voraussetzungen seien die wichtigsten Handlungsfelder der sächsischen Digitalstrategie. Sehr am Herzen läge ihm auch die Stärkung der digitalen Kompetenzen an den Schulen und Hochschulen. Diese zu vermitteln sei „allein schon ein dickes Brett“ das gebohrt werden müssen.

Staatssekretär Thomas Kralinski vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
Staatssekretär Thomas Kralinski zeigte sich positiv über den Fortschritt in Sachsen. © Ronald Bonss

Weniger Regulierung für geringere Kosten

Christoph Neuberg, Hauptgeschäftsführer der IHK Chemnitz lobte zunächst die erst kürzlich vorgestellte Digitalstrategie des Landes Sachsen. Der Ansatz sei gelungen: „Man hat hier intensiv versucht, alle Ressorts an einen Tisch zu bringen. Und so ist im Grunde eine Strategie entstanden, über die man sagen kann, sie ist integrativ und sie ist im besten Sinne auch ganzheitlich.“

Allerdings findet er, dass der Breitbandausbau in Deutschland aufwändig vonstattengeht, „um nicht zu sagen schleppend. Der ganze Bereich ist sehr stark überreguliert in unseren Augen. Natürlich auch durch eine föderale Struktur und der Neigung in Deutschland, sehr dezentral zu agieren. Letztlich mündet diese Komplexität aber immer auch in hohen Kosten.“ Als Vertreter der Wirtschaft wünsche er sich, die Kosten zu senken und Hilfe für die ausbauenden Firmen, um die Kosten zu minimieren. „Insgesamt wünschen wir uns nicht nur Leistungsfähigkeit, sondern für viele Unternehmen, vor allen auch die kleineren, Bezahlbarkeit.“

„Wir brauchen digitale Lösungen oder wir werden abgehängt“

Ulf Heinemann, Landessprecher des Bitkom Sachsens und Geschäftsführer der Robotron Datenbank-Software GmbH stimmt der Aussage, Deutschland und Sachsen brauche eine digitale Zeitenwende, zu, „denn es hat sich ein enormer Digitalisierungsstau angesammelt.“ Als Geschäftsführer eines Software-Unternehmens brachte er einen weiteren Blick auf das Thema Fachkräftemangel und die Lösungsansätze durch Digitalisierung. „Auch im hintersten Winkel von Sachsen haben wir in unserem Unternehmen Leute sitzen, die einen enormen Beitrag leisten. Und das können die nur tun, wenn die digitale Infrastruktur entsprechend steht. Das setzt natürlich eine entsprechende zukunftssichere Basisinfrastruktur in diesen genannten Winkeln voraus.“ Auch für die Nutzung von Technologien, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Es mangele uns nicht an der Erkenntnis, dass wir den Breitbandausbau brauchen, sondern immer wieder an der Umsetzung. Es müsse Tempo in die Digitalprojekte kommen. Dann wird die Digitalisierung eine Chance für den ländlichen Raum.

Auch Heinemann lobte die sächsische Digitalstrategie: „Die Digitalstrategie setzt aus Sicht des Bitkom die richtigen Schwerpunkte. Wir sehen es ebenfalls als positiv, dass wir eine breite Beteiligung, sowohl von Wirtschaft als auch von Gesellschaft haben.“ Doch es dürfe nicht bei der bloßen Willensbekundung bleiben. Daher forderte er, dass diese Beteiligung auch für das Monitoring gelten müsse. Die Digitalpolitik müsse messbar gemacht werden, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Digitalisierung versteht er als Hebel zum Beispiel für mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz in der Energiewende. Oder zur effizienteren Verwaltung in Sachsen oder auch im Bund.

Skalierbare Lösungen sind das Ziel

Christof Sommerberg, Leiter Public Affairs von Deutsche Glasfaser griff zunächst eine Aussage von Staatssekretär Kralinski auf: „Ich sehe Deutschland inzwischen nicht mehr als das Land der Tüftler und Ingenieure, sondern als das Land der Verwaltungsrechtler. Wir haben die Kultur von Innovation und Risiko abgelegt und sind auf Absicherung und Sicherheit gegangen. Das sehen wir in allen Bereichen.“ In Deutschland und Sachsen müsse noch eine Menge gebaut werden und in diesem Ausbau der digitalen Infrastruktur bündeln sich diese Probleme wie in einem Brennglas. Aus seiner Sicht sei das Erwartungsmanagement eines der größten Probleme. Habe ich die notwenigen Kapazitäten, um meine Wünsche auch umzusetzen? 

Christof Sommerberg in der Diskussion
Christof Sommerberg wünscht sich skalierbare Lösungen und ein realistisches Erwartungsmanagement. Foto: ronaldbonss.com/ Bonss

Veränderte Erwartungshaltung führt zu neuen Anforderungen

Mit der App Smart Village App ist Gründer und Geschäftsführer Philipp Wilimzig nah dran an der lösungsorientierten Sichtweise. Das Ziel der App ist die Verbesserung der Bürgerkommunikation. „Die Bürgerinnen und Bürger haben eine veränderte Erwartungshaltung: Informationen müssen heute auf dem Handy verfügbar sein.“ Daher orientiert sich das Start-Up an der Nutzungsrealität der UserInnen sowie den Bedürfnissen der Kommune. Die App ist Open Source basiert. „Open Source ist ein ganz wichtiger Punkt für uns. Die App gehört am Ende wirklich der Kommune.“ So habe am Ende jede Kommune ihre eigene, auf ihre eigenen Bedürfnisse und Nutzungswünsche angepasste, Version der App in der jeweiligen Gemeinde im Einsatz.

In der anschließenden Diskussion ergriffen viele Teilnehmenden die Gelegenheit, Rückfragen zu den Impulsen zu stellen. Der lebhafte Austausch wurde im anschließenden Get together weiter vertieft.

Zwei Männer unterhalten sihc
Staatssekretär Thomas Kralinski und Philipp Wilimzig im Gespräch nach Ende des Roundtables in Dresden. Foto: ronaldbonss.com/ Bonss

In Dresden hat das Digitale Bürgernetz einen lebendigen Ort zum Austausch geschaffen und aufgezeigt, dass auch in Sachsen die künftige Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftsstärke sehr stark von dem Fortschreiten der Digitalisierung sowie dem hierfür notwendigen Aufbau von Infrastrukturen wie Glasfasernetzen abhängen. Diese sind Voraussetzung und Garant für Wachstum, Wohlstand, gesellschaftliche Teilhabe und Lebensqualität.

Die Teilnehmer:innen des runden Tischs nutzten den sektorübergreifenden Austausch und lobten das Format des Roundtables. Viele Visitenkarten wechselten beim gemeinsamen Abendessen den Besitzer. Die Kulisse erwies sich derweil als passend: Der Blick auf den Zwinger von oben offenbarte eine riesige Baustelle, zahlreiche Baumaßnahmen schicken sich an, das historische Gebäude mit moderner Infrastruktur auszustatten.

 

Ohne starke Partnerschaften geht es nicht: Herzlichen Dank daher an den Netzwerkpartner Bitkom als Netzwerkpartner und Medienpartner Wirtschaft in Sachsen für die Unterstützung.

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