Die Genossenschaft CoWorkLand fördert Coworking-Spaces - Digitales Bürgernetz

Coworking-Spaces: Wie Kommunen und Unternehmen profitieren

#Arbeit 21. November 2023

Arbeiten von überall – das versprechen Coworking-Spaces, die eben nicht nur in der Stadt zu finden sind. © CoWorkLand

Die Genossenschaft CoWorkLand unterstützt dabei, in ländlichen Regionen Coworking-Spaces aufzubauen. Nicole Dau, verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, erläutert im Interview, welche Herausforderungen dabei bewältigt werden müssen und welche Vorteile für alle Beteiligten erreicht werden können.

Wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage von Coworking-Spaces?

Die Pandemie hat den Coworking-Spaces in die Hände gespielt, denn nicht jeder kann oder will von zu Hause aus wirklich gut arbeiten, und Coworking-Spaces waren da plötzlich eine gefragte Alternative. Vor allem in ländlichen Gegenden steckt das Coworking noch in den Kinderschuhen, aber es geht voran. Immer mehr Festangestellte, die die Vorzüge des Home-Office genießen, aber auch mal rauskommen wollen, suchen sich einen Schreibtisch im Coworking-Space. Auch Unternehmen werden neugierig, starten Pilotprojekte und übernehmen sogar die Kosten für ihre Teams. Die Szene wächst also, und obwohl niemand von einem Boom sprechen würde, entwickelt sich die Coworking-Landschaft stetig weiter.

Porträt Nicole Dau
Nicole Dau leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Genossenschaft CoWorkLand. © CoWorkLand

Sind es hauptsächlich Angebote im Umfeld großer Städte oder nehmen auch die Coworking-Spaces in kleinen Kommunen oder tatsächlich auf dem Land zu?

Im Umfeld großer Städte, besonders in den sogenannten Speckgürteln, finden sich viele Coworking-Spaces. Diese Lage ist strategisch günstig für Menschen, die aus der Stadt herausziehen, jedoch nicht zu weit pendeln möchten. Die Infrastruktur ist hier noch gut ausgebaut; oft gibt es Bahnhof oder S-Bahn-Anbindung, was die Erreichbarkeit erleichtert. Diese Coworking-Spaces ähneln ihren städtischen Pendants, mit offenen Arbeitsbereichen, einigen abschließbaren Büros, Seminar- und Veranstaltungsräumen sowie Küchenbereichen.

 

In Bezug auf ländlichere Gebiete nimmt die Anzahl der Coworking-Spaces ebenfalls zu, allerdings mit anderen Herausforderungen. Zum ersten muss natürlich die Technik stimmen. Ich befinde mich beispielsweise gerade im Wendland, wo jetzt erst richtig großflächig Glasfaser verlegt wird. Kein Coworking-Space funktioniert ohne vernünftiges Internet. Selbst Handwerker müssen ihr Backoffice machen. Da müssen einige Kommunen sicherlich nachsteuern. Darüber hinaus geht es aber bei diesen Coworking-Spaces auch um ganz andere, ganzheitlichere Ziele.

 

Können Sie das näher erläutern?

Coworking-Spaces in ländlichen Gebieten müssen oft ein umfassenderes Konzept verfolgen, um für Nutzer:innen attraktiv zu sein. In abgelegenen Regionen gründen sich einige dieser Spaces als Retreats, die neben Arbeitsplätzen auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Dies kann von Kooperationen mit nahegelegenen Gasthäusern bis hin zur eigenen Unterbringung reichen. Ganze Unternehmen nutzen diese Angebote für Offsite-Veranstaltungen mit ihren Teams.

Ein weiteres Konzept ist die Neugestaltung von Ortsmitten, bei denen Coworking-Spaces nur ein Baustein in einem größeren Angebot sind. Dabei können auf einem Gelände neben dem Coworking-Space auch eine Kindertagesstätte, ein Restaurant und ein Hofladen integriert sein.

Je ländlicher die Region, desto stärker muss auf die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung eingegangen werden. Während in städtischen Gebieten Platz oft eine Herausforderung ist, verfügen ländliche Gebiete meist über ausreichend Raum. Hier geht es darum, mit zusätzlichen Angeboten und einer starken Community-Bindung Attraktivität zu schaffen. Das kann durch Veranstaltungen und Treffpunkte für lokale Vereine oder Gruppen, wie Strickzirkel, erreicht werden, die die Räumlichkeiten nutzen können. So wird das Coworking-Angebot zu einem lebendigen Teil der lokalen Gemeinschaft und schafft einen Mehrwert auch für Menschen, die den Ort nicht zum Arbeiten nutzen.

Ein Mann sitzt in ländlicher Umgebung vor einem Laptop
Auf dem Land müssen Orte zum Arbeiten andere Anforderungen erfüllen als in der Stadt – hier ein Coworking-Space in Bad Tennstedt. © CoWorkLand

Wie schafft man es, solche Communities aufzubauen?

Im Idealfall besteht schon vorher eine Community, die dann aktiv am Entstehungsprozess des Spaces beteiligt ist. Oftmals sind die Initiator:innen von Coworking-Spaces in ländlichen Gebieten bereits naturgemäß vernetzte Personen, die den Austausch mit anderen schätzen und bereits in verschiedenen Gemeinschaften aktiv sind. Die Entwicklung des Coworking-Spaces wird dann aus dem Bedarf dieser Gemeinschaft heraus vorangetrieben, was gleich zwei Vorteile hat. Zum einen bringt es wirtschaftliche Sicherheit mit sich. Ich weiß also schon von Anfang an, dass ich einige Nutzer:innen für meinen Space sicher habe. Und zum anderen entsteht der Space so unter Beteiligung der Ortsgemeinschaft und ist keine unabhängige Insel. Die Menschen werden ihn anschließend besser annehmen und auch wirklich die Angebote und Räume vorfinden, die sie brauchen.

 

Wie unterstützen Sie als Genossenschaft solche engagierten Menschen, Kommunen oder auch interessierte Unternehmen?

Wir unterstützen unsere Mitglieder, egal ob Kommunen, Unternehmen oder Privatpersonen, sowohl in der Phase der Gründung als auch im Betrieb mit allem, was dafür erforderlich ist. Das fängt bei einer Erstberatung an, geht über PopUp-Coworking als Testphase vor Ort und eine wissenschaftliche Begleitforschung mit Standortanalysen bis hin zu Begleitung im Betrieb mit Netzwerken, Marketing und hilfreichen Informationen rund um Versicherungen, Schließsysteme, Geschäftsadressen, Fördergelder & Co. Zusätzlich wirken wir als Dienstleister und setzen vor allem in Zusammenarbeit mit Kommunen Coworking-Projekte um, die in ihren Regionalentwicklungsplänen Unterstützung brauchen bei der Digitalisierung, Dorfbüros oder modernen Gemeindehäusern, einer verbesserten Daseinsvorsorge und weiteren Bausteinen, bei denen Coworking-Spaces eine tragende Rolle spielen können. Damit gehen die Kommunen gegen Abwanderung aus ihren Orten vor und machen sich selbst wieder attraktiv, um auch jüngere Menschen zum Zuzug oder der Rückkehr zu bewegen.

Das hat natürlich auch einen Effekt auf die lokale Wirtschaft. Wenn Menschen tagsüber in der Kommune arbeiten, anstatt auszupendeln, können auch andere lokale Geschäfte, wie Restaurants oder Supermärkte, davon profitieren.

 

Und wie können Unternehmen profitieren?

Ein wesentlicher Aspekt ist die Kosteneffizienz. Im Vergleich zu den hohen Mietpreisen für Gewerbeimmobilien in Großstädten sind die Kosten für Plätze in Coworking-Spaces in ländlichen Gebieten deutlich geringer. Darüber hinaus kümmern sich die Betreiber der Spaces um die gesamte Büroinfrastruktur – von der Bereitstellung und Wartung der Drucker bis zur Reinigung der Räume. Auch Fragen wie Ergonomie und gesunde Arbeitsplatzausstattung können Unternehmen damit an die Betreiber abgeben.

Ein weiterer Vorteil ist die Attraktivität für Fachkräfte. Viele Berufstätige schätzen die Flexibilität, die Coworking-Spaces bieten, besonders wenn sie örtliche Bindungen haben. Unternehmen können so talentierte Mitarbeiter:innen gewinnen und halten, selbst wenn ihre Hauptbüros sich in weniger attraktiven Regionen befinden. Studien haben außerdem gezeigt, dass der Krankstand höher ist, je länger gependelt wird. Somit tragen räumlich flexible Lösungen zu mehr Produktivität bei und steigern Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden.

Menschen um einen Tisch herum vor einem bunten Gebäude im Freien.
Die Konzepte für Coworking-Spaces sollten gemeinsam erarbeitet werden, zum Beispiel wie hier bei einem Workshop. © CoWorkLand

Über CoWorkLand

CoWorkLand ist die Genossenschaft für Menschen, die einen CoWorking-Space im ländlichen Raum gründen und basierend auf den CoWorking-Werten betreiben wollen.

Das Ziel der Genossenschaft ist es, ihre Mitglieder bei der Gründung und im Betrieb von Coworking-Spaces auf allen Ebenen zu unterstützen und ihren Kunden:innen die Möglichkeit zu geben, an möglichst vielen Orten im ländlichen Raum ortsunabhängig zu arbeiten.

Mitglieder können sich untereinander vernetzen und Erfahrungen austauschen. Die Genossenschaft qualifiziert und berät, unterstützt durch überregionales Marketing sowie eine Buchungs- und Abrechnungsplattform. Mehr Informationen auf coworkland.de.

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