LAN-Party – alles über das Gaming-Phänomen

LAN-Party – alles über das Gaming-Phänomen

Service 26. September 2023

Auf LAN-Partys verbinden zahlreiche Gamer ihre Computer in einem lokalen Netzwerk miteinander, um gemeinsam spielen zu können. Was in Kellern von Privathäusern begann, entwickelte sich schnell zu einem wahren Phänomen der Gaming-Welt. Wir erklären, was LAN-Partys genau sind, wie sie entstanden sind und welche sozialen und technologischen Auswirkungen sie für die Spieler, aber auch die Gesellschaft hatten.


Inhaltsverzeichnis

1. Was ist eine LAN-Party?

2. Die Entstehungsgeschichte der LAN-Partys

3. Soziale Aspekte des Gamings: die Gemeinschaft hinter LAN-Partys

4. LAN-Partys und die Evolution der Vernetzungstechnologie

5. eSports und LAN-Partys: der Trend zum kompetitiven Gaming

6. Abstieg der LAN-Party: schnelles Internet und Kontenbindung

7. LAN-Partys heute – Teil moderner Gaming-Messen

8. Fazit: Der technologische und kulturelle Einfluss von LAN-Partys

9. FAQ – häufige Fragen und Antworten zu LAN-Partys


Was ist eine LAN-Party?

Mit dem Begriff LAN-Party wird ein Zusammenschluss mehrerer Computer oder auch Konsolen über das gleiche Local Area Network (etwa via Ethernet) verstanden. Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, gemeinsam mit anderen Personen das gleiche Computerspiel zu spielen. Dabei kümmert sich jeder Spieler um sein eigenes Gaming-Setup – Rechner, Monitore und weiteres Zubehör müssen selbst mitgebracht werden.

Das Wort „Party“ geht vermutlich auf den Fakt zurück, dass sich Gleichgesinnte gezielt zum gemeinsamen Gaming ihrer Lieblingsspiele verabredet und daraus ein richtiges privates Event gemacht haben. 

Öffentliche vs. private LAN-Partys

Grundsätzlich wird zwischen privaten und öffentlichen LAN-Partys unterschieden:

  • Als private LAN-Partys bezeichnet man ein Treffen unter Freunden im privaten Umfeld, die sich selbst organisiert zum Gaming verabreden.
  • Öffentliche LAN-Partys hingegen sind von (professionellen) Veranstaltern organisierte Events, bei denen eine geeignete Location, oft inkl. Schlafbereich, Catering und natürlich passender Infrastruktur, für die Spieler zur Verfügung gestellt wird. Diese Veranstaltungen kosten dann meist Eintritt. 

Die Entstehungsgeschichte der LAN-Partys

Die Geschichte der LAN-Partys reicht zurück bis in die 1980er Jahre und entwickelte sich in Wechselwirkung mit den technischen Fortschritten der Gaming-Welt:

Der Atari ST – die Anfänge

Die LAN-Party-Revolution begann in den späten 1980er und 1990er Jahren, als Gamer zum ersten Mal in die Welt des Multiplayer-Gamings eintauchten. Eines der ersten populären Spiele, das man mit mehreren Personen gleichzeitig spielen konnte, war das legendäre „MIDI Maze“ für den Atari ST.

Dieses Multiplayer-Computerspiel ermöglichte es, gemeinsam mit anderen Spielern in einer virtuellen Umgebung zu spielen. Um das zu bewerkstelligen, musste ein sogenannter „MIDI-Ring“ geschaffen werden – ein Zusammenschluss von bis zu 16 Geräten, die alle über Kabel mit dem Atari ST verbunden wurden. Der Atari übernahm in dieser Konstellation die Rolle des „Masters“, der die Aktionen der verbundenen Geräte koordinierte. So wurden alle Rechner über das Atari-Netzwerk verbunden und es konnte gemeinsam gespielt werden.

Die Ethernet-LAN-Party – der Standard

Der nächste Meilenstein war die Einführung der eigentlichen LAN-Partys, bei denen die Spieler über Ethernet-Verbindungen zusammenkamen – mit LAN-Kabeln und dem altbewährten Netzwerk-Switch. WLAN gab es zu dieser Zeit noch nicht, deshalb bestanden die LAN-Partys aus einem regelrechten Kabelsalat, zu dem jeder Teilnehmer das passende Equipment beisteuerte. Technische Herausforderungen und Störungen waren da oft vorprogrammiert.

Die Spielauswahl für solche LAN-Partys war überschaubar, aber dennoch legendär: Klassiker wie „Command & Conquer“, „Warcraft II“ und natürlich „Counter-Strike“ fesselten die Gamer stundenlang.

Die ersten öffentlichen LAN-Party-Events

Was einst in bescheidenen Jugendzimmern und Kellern begann, entwickelte sich schnell zu öffentlichen Events. Im Jahr 1999 fand in Duisburg die erste großangelegte LAN-Party Deutschlands mit mehr als 1.000 Teilnehmern statt – zu dieser Zeit eine beeindruckende Zahl von Gamern, die sich für gemeinsame Gaming-Erlebnisse zusammenfanden. Von da an gab es jährlich eine wachsende Anzahl an LAN-Party-Events, die gleichgesinnte Gamer regelmäßig für freundschaftliche oder kompetitive Games zusammenbrachten.

Übrigens: Der Höhepunkt der öffentlichen LAN-Partys wurde 2013 in Schweden erreicht. Die DreamHack-Winter-Party hatte 22.810 Besucher, von denen 8.714 mit eigenem Equipment an der dortigen LAN-Party teilnahmen. Das stellt bis heute den Weltrekord für die größte LAN-Party dar.

Soziale Aspekte des Gamings: die Gemeinschaft hinter LAN-Partys

LAN-Partys haben die besondere Eigenschaft, Menschen miteinander zu verbinden und ein intensives gemeinschaftliches Spielerlebnis zu ermöglichen. Die Teilnehmer sitzen im selben Raum und tauchen gemeinsam in virtuelle Welten ein. So können Strategien und Triumphmomente, aber auch Frust über verlorene Schlachten unmittelbar miteinander geteilt werden. Die Spieler schließen sich zusammen, um in Teamspielen zu dominieren, gemeinsam Siege zu erringen und ihre Spielziele zu erreichen. Gleichzeitig bietet die LAN-Party den Spielern die Möglichkeit, sich direkt herauszufordern und in hitzigen Wettkämpfen ihre Fähigkeiten zu beweisen.

Die enge Zusammenarbeit bei LAN-Partys erfordert eine effektive Kommunikation und Teamarbeit. Spieler müssen gemeinsam Strategien planen und Aktionen koordinieren, um im Spiel gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies fördert nicht nur die spielerischen Fähigkeiten, sondern stärkt auch die Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und Kommunikation im realen Leben. Oft entstehen hier auch neue Freundschaften, die über die Grenzen des Spiels hinaus erhalten bleiben.

LAN-Partys und die Evolution der Vernetzungstechnologie

In den Anfangsjahren der LAN-Partys waren Kabel- und Ethernet-Verbindungen der Standard. Die Teilnehmer mussten LAN-Kabel verwenden, um ihre Computer zu vernetzen und Multiplayer-Spiele zu spielen. Diese Praxis half dabei, die Grundlagen der Netzwerktechnologie besser zu verstehen, und trug zur Verbreitung des Ethernets als leistungsfähiger Kommunikationsstandard bei.

Das Ethernet basiert auf einer Technologie, bei der alle Geräte in einem Netzwerk per Kabel mit einem zentralen Punkt, einem sogenannten Switch oder Hub, verbunden sind. Die Technik wird auch heute noch für die Vernetzung von Geräten in lokalen Netzwerken genutzt.

Die Entwicklung von Wi-Fi

Mit dem Wachstum von LAN-Partys wurden die Anforderungen an Netzwerktechnologien immer größer. Veranstaltungen mit Hunderten oder sogar Tausenden von Teilnehmern erforderten leistungsfähigere Netzwerklösungen. Dies inspirierte Entwickler und Ingenieure dazu, neue Wege zur effizienteren Vernetzung von Geräten zu finden.

So hat beispielsweise auch die Verbreitung von Wi-Fi als drahtlose Vernetzungslösung von den Erfahrungen der LAN-Partys profitiert. Die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Geräten auf engem Raum miteinander zu verbinden, führte zu Innovationen im Bereich der drahtlosen Technologien. Entwickler begannen, Lösungen zu finden, um auch ohne physische Kabel eine zuverlässige Vernetzung zu ermöglichen.

Der Weg zum Cloud-Gaming

Doch mit dem Wi-Fi war noch lange nicht Schluss mit der gaming-inspirierten Weiterentwicklung der Vernetzungstechnologie: Der nächste große Schritt war die Entwicklung von Cloud-Gaming. Dabei laufen Spiele auf leistungsfähigen Servern und werden in Echtzeit über das Internet gestreamt – die Spieler müssen sie nicht mehr auf ihren eigenen Geräten installieren. So werden auch rechenintensive Titel auf einer breiteren Palette von Endgeräten zugänglich.

Was LAN-Partys damit zu tun haben? Technisch nicht mehr sehr viel, aber durchaus kulturell. Denn LAN-Partys haben Multiplayer-Games erst so richtig populär gemacht und damit auch den Bedarf nach geeigneten Plattformen für Mehrspieler-Erfahrungen wesentlich beeinflusst.

eSports und LAN-Partys: der Trend zum kompetitiven Gaming

Bei eSports, auch bekannt als elektronischer Sport oder professionelles Gaming, handelt es sich um organisierte Wettbewerbe und Turniere, bei denen Spieler in Videospielen gegeneinander antreten. Mittlerweile haben sich eSports zu einem globalen Phänomen entwickelt, das sowohl Spieler als auch Zuschauer auf der ganzen Welt feiern. Die professionelle eSports-Szene bietet eine breite Palette an Games für verschiedene Vorlieben, darunter Ego-Shooter, Strategie- und Kampfspiele, Rennspiele, MOBAs (Multiplayer Online Battle Arenas) und viele andere Genres.

Bei der Entstehung und Entwicklung der eSports spielten LAN-Partys eine entscheidende Rolle: Bereits auf LAN-Partys traten Spieler in Multiplayer-Spielen gegeneinander an und immer öfter wurden auch formlose Wettbewerbe veranstaltet. Das ebnete mit der Zeit den Weg für die Entstehung von eSports-Turnieren und -Ligen. Außerdem war die freundschaftliche Gemeinschaftsbildung auf LAN-Partys ein wichtiger Faktor für die Entstehung von eSports, da Teams und Spieler sich selbst organisierten, um in Turnieren anzutreten.

Viele frühe eSports-Turniere fanden zunächst auch einfach auf LAN-Partys statt. Veranstalter nutzten die bestehende Infrastruktur von LAN-Partys, um kompetitive Gaming-Veranstaltungen zu organisieren. Dies half, die Bekanntheit von eSports zu steigern und die Aufmerksamkeit von Sponsoren und Zuschauern auf sich zu ziehen. Entsprechend wuchs die eSports-Szene stetig und erreichte schließlich den Punkt, an dem sie professionell organisierte Ligen, Turniere und Teams umfasste.

Abstieg der LAN-Party: schnelles Internet und Kontenbindung

LAN-Partys und ihre Anforderungen an die Technik haben den Fortschritt in Sachen Vernetzung und Internetgeschwindigkeit vorangetrieben – dieser Fortschritt bedeutete aber gleichzeitig auch den Abstieg der LAN-Partys: Mit immer schnellerem Internet und hoher Datenübertragungsrate ist eine direkte Netzwerkverbindung einfach nicht mehr notwendig. Selbst Gaming-Turniere lassen sich mittlerweile problemlos online austragen, sodass das physische Zusammenkommen der Spieler zum überflüssigen Aufwand wird.

Schließlich ist es bequemer, wenn man seine Technik nicht auf- und abbauen und damit zum Veranstaltungsort fahren muss, sondern einfach von zu Hause aus „zocken“ kann. Zudem gibt es mittlerweile auf vielen Gaming-Plattformen eine Kontenbindung. Dadurch ist es nicht mehr möglich, Spiele mit anderen zu teilen – es reicht nicht mehr aus, wenn nur ein Teilnehmer das Game besitzt. Aufgrund der Kontenbindung benötigt immer öfter jeder Spieler sein eigenes Konto, um auf das gewünschte Spiel zugreifen zu können.

LAN-Partys heute – Teil moderner Gaming-Messen

Trotz allem sind LAN-Partys heutzutage nicht ausgestorben: In Kellern und Turnhallen werden Lieblingsspiele in kleineren Kreisen oft immer noch auf klassische Art und Weise gezockt. Im großen Stil sind öffentliche LAN-Partys heutzutage vor allem Teil von großen Gaming-Messen wie:

  • Die Northcon: Eine von Deutschlands größten LAN-Partys mit etwa 1.200 Teilnehmern
  • Die Gamescom LAN: Die größte LAN-Party Europas in der Koelnmesse mit über 3.000 Teilnehmern
  • Die CAGGTUS: Deutschlands aktuell größte LAN-Party mit über 2.000 Teilnehmern.

Fazit: Der technologische und kulturelle Einfluss von LAN-Partys

Mit ihrem Höhepunkt in den 1990er und 2000er-Jahren haben LAN-Partys ihren Zenit bereits überschritten – doch sie haben die Computer- und Videospielkultur nachhaltig geprägt: Sie haben die Spieler nicht nur technisch, sondern vor allem auch sozial miteinander verbunden – durch Teamgeist, direkte Kommunikation und gemeinsame Erlebnisse. Damit wurden LAN-Partys zum kulturellen Nährboden für Gamingformate wie eSports und haben auch die technologischen Entwicklungen in der Netzwerktechnologie wesentlich vorangetrieben. Heute sind LAN-Partys nur noch sehr selten und dennoch leben sie als Teil großer Gaming-Messen noch immer als nostalgische Erinnerung einer ganzen Spielergeneration weiter.

FAQ – häufige Fragen und Antworten zu LAN-Partys

Wie funktioniert eine LAN-Party?

Eine LAN-Party funktioniert, indem sich die Teilnehmer mit ihren Rechnern oder Konsolen in das gleiche Local Area Network (LAN) einklinken und so gemeinsam das gleiche Spiel spielen können. Dank der Kabelverbindung (etwa via Ethernet) werden mehrere Geräte direkt miteinander verbunden und ermöglichen so ein lokales Mehrspieler-Erlebnis.

Was braucht man bei einer LAN-Party?

Bei einer klassischen LAN-Party benötigen die Teilnehmer:

  • Jeweils einen Computer/Laptop
  • Mehrere LAN-Kabel
  • einen passenden LAN-Switch oder Hub, um mehrere Geräte untereinander zu verbinden
  • Weiteres Gaming-Zubehör wie Monitor, Maus, Kopfhörer oder Controller

Je nachdem, wie lange die LAN-Party geht, werden auch Verpflegung und ein Schlafbereich benötigt.

Wie lange dauern LAN-Partys?

Wie lange LAN-Partys dauern, hängt ganz von den Teilnehmern ab. Manchmal dauern die Partys nur einen Tag. Aufgrund des damit verbundenen Aufwands, das Setup zu installieren, werden die Partys aber oft über mehrere Tage abgehalten. Große Gaming-Enthusiasten schaffen es auch, ein komplettes Wochenende durchzuspielen.

Übrigens: Der Weltrekord für die längste LAN-Party, bei der die Teilnehmer durchgehend gespielt haben, liegt bei 40 Std.

Braucht man Internet für eine LAN-Party?

Nein, nicht zwangsläufig. Handelt es sich um ein fest auf dem PC installiertes Game, das vollständig offline funktioniert und LAN-kompatibel ist, benötigt man kein Internet. Hier werden alle Geräte direkt über das LAN-Netzwerk miteinander verbunden und es kann gemeinsam gespielt werden.

Ein Internetanschluss ist nur dann notwendig, wenn Updates geladen, Online-Accounts genutzt oder cloud-basierte Spiele gespielt werden sollen. In diesem Fall spricht man dann aber streng genommen – zumindest aus technischer Sicht – nicht mehr von einer klassischen LAN-Party.

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