Digital Health – was ist das?

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Was ist Digital Health?

Der Begriff Digital Health (dt. Digitale Gesundheit) beschreibt die Verbindung von Medizin und Gesundheitsversorgung mit digitalen Technologien. Der Oberbegriff Digital Health, auch als Medizin 4.0 bezeichnet, umfasst dabei sowohl die Einbindung von Hardware- als auch von Softwaresystemen und damit letztlich alle Entwicklungen in diesem Bereich, von modernen Sensoren und künstlicher Intelligenz über die elektronische Patientenakte bis hin zu Fitness-Apps.

Anwendungsbereiche von Digital Health

Als Sammelbegriff, der darüber hinaus verschiedene Fachbereiche vereint, gibt es für Digital Health keine feststehende Definition. Um die Vielzahl der zugehörigen Entwicklungen zu beinhalten, versteht man Digital Health daher idealerweise einfach als Schnittstelle von Medizin und Technologie.

Ihr Einsatz soll heute und in Zukunft die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen ganzheitlich verbessern – sei es durch datengestützte Behandlungen, patientenzentriertes Gesundheitsmanagement oder präventive und rehabilitative Gesundheitsanwendungen.

Zudem soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Indem die verschiedenen Technologien dem Arzt- und Pflegepersonal den Arbeitsalltag erleichtern, erhöhen sie die Attraktivität der Berufe und tragen darüber hinaus zu einer leichteren Dokumentation der Behandlung bei. Doch wie sieht die Digitalisierung im Gesundheitswesen eigentlich in der Praxis aus?

E-Health verbessert Informationsfluss im Gesundheitssektor

Der Bereich E-Health beschreibt vorrangig den Einsatz digitaler Gesundheitsanwendungen bei Leistungserbringern wie Krankenhäusern und Arztpraxen. Dabei werden moderne Informations- und Kommunikationstechnologien genutzt, um medizinische Daten von Patienten auszutauschen und diese schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen.

Elektronische Gesundheitskarte

In Deutschland gibt es beispielsweise seit 2015 die elektronische Gesundheitskarte (eGK), deren Anwendungen seit 2020 schrittweise eingeführt werden. So können mittlerweile zum Beispiel Arzneimittelunverträglichkeiten, chronische Erkrankungen und Allergien als Notfalldaten hinterlegt werden. Auf diese Weise hat das medizinische Personal diese Informationen umgehend zur Hand, wenn es einmal darauf ankommt.

Elektronische Patientenakte

Hinzu kam im Jahr 2021 die elektronische Patientenakte (ePA), welche Untersuchungen und Behandlungen einzelner Praxen und Krankenhäuser digital bündelt. Dank der Sicherung und Bereitstellung wichtiger medizinischer Informationen, muss keine Arbeit auf die Informationsbeschaffung aufgewendet werden und Ärztinnen und Ärzte, sowie Pflege- und Verwaltungskräfte werden entlastet.

mHealth – mobile Unterstützung

Während E-Health die allgemeine Anwendung elektronischer Kommunikationstechnologien bezeichnet, umfasst mHealth konkret die Anwendungen auf mobilen Geräten. Ihr Einsatz reicht von präventiven Wellness- und Ernährungsapps bis zur Fernüberwachung von Vitaldaten.

Gesundheits-Apps

Ein wichtiger Aspekt bei der Verbesserung der eigenen und gesamtgesellschaftlichen Gesundheit: ein gesunder Lebenswandel. Digitale Ernährungslexika, Nährwertrechner und Sport-Apps machen den Menschen den gesunden Alltag besonders leicht und fördern gesundheitsbewusstes Verhalten. Ebenso gibt es jedoch auch Apps für die Vereinbarung eines Arzttermins, die Protokollierung des Impfstatus oder die Erinnerung zur Medikamenteneinnahme.

Tracker und Sensoren

Gerade bei Sportlern sind Fitness-Tracker, die beispielsweise den eigenen Puls und gelaufene Distanzen ermitteln besonders beliebt. Die Möglichkeit, wichtige Daten mithilfe von Sensoren zu erfassen, hat jedoch noch viel weitreichendere Vorteile. Spezialgeräte können beispielsweise wichtige Vitaldaten wie den Blutzucker oder die Temperatur nicht nur ermitteln, sondern auch für das sogenannte Remote Monitoring zur Verfügung stellen. Auf diese Weise können die Daten chronisch kranker Patienten auch über große Distanzen überwacht werden.

Digitale Gesundheitsanwendungen bieten schnelle Hilfe

Der Nutzen von Telemedizin und digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) wird mittlerweile kaum noch angezweifelt. Tatsächlich werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sogar regelmäßig geprüft und können verschrieben werden – die Kosten übernehmen entsprechend die Krankenkassen. Im DiGA-Verzeichnis finden sich beispielsweise Apps und Webanwendungen für Menschen mit Schlafstörungen oder psychischen Problemen. So erhalten sie kurzfristig Hilfe, statt lange auf Therapieplätze warten zu müssen.

Telemedizin – Sprechstunde von überall

Der Begriff Telemedizin bezeichnet die Ferndiagnose und -behandlung. Mithilfe von Kommunikationstechnologien wie Videotelefonie, können Patienten auch über räumliche Distanz mit Ärzten, Apothekern und Therapeuten in Kontakt treten. Dabei vereint die Telemedizin viele der oben bereits aufgeführten Teilbereiche. So kann ein Einsatzbereich beispielsweise das Telemonitoring sein, bei dem der Arzt lediglich die Vitalparameter oder Befunde kontrolliert. Ebenso gibt es digitale Gesundheitsanwendungen, welche dem direkten Austausch zwischen Patient und Therapeut dienen.

Der Digital-Health-Index

Wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Sachen Digital Health und was machen diese vielleicht anders oder besser? Um das zu untersuchen, ließ die Bertelsmann-Stiftung im Rahmen einer Studie den Digital-Health-Index entwickeln. Dieser vergleicht den Fortschritt der Digitalisierung des Gesundheitsbereiches in 17 Ländern, darunter Deutschland und 12 weitere EU-Staaten. Ziel ist es, Erfolgsfaktoren und bewährte Strategien für eine gelungene Transformation zu ermitteln, sodass diese potenziell auch hierzulande genutzt werden könnten. Bewertet wird der Status anhand von drei Sub-Indizes, die wie folgt beschrieben werden:

  • Policy-Aktivität bemisst, das „politisch, strategische Vorgehen der Länder“ sowie die „gegebenen Rechtsrahmen“ und die „institutionelle Verankerung“.

    • Digital-Health-Readiness bezeichnet die „technische Implementierung“ sowie den „digitalen Reifegrad“.

      • Tatsächliche Datennutzung beurteiltden „vernetzten Austausch von Gesundheitsdaten“.

        Anhand dieser Kriterien und zugehörigen Einzelindikatoren wurde ein Ranking gebildet, bei dem Deutschland den vorletzten Platz belegt. Die Spitzenpositionen nahmen die folgenden Länder ein:

        1. Estland

        2. Kanada

        3. Dänemark

        4. Israel

        5. Spanien

        Digital Health in Deutschland

        Der Digital-Health-Index bescheinigt Deutschland eine „schleppende“ Entwicklung, im internationalen Vergleich hinkt die Bundesrepublik hinterher. Zwar gibt es auch hierzulande jede Menge Innovationspotenzial, jedoch handelt es sich dabei meist um regionale Dienste oder einzelne Angebote, die keine flächendeckenden Lösungen darstellen.

        Während in Kanada oder Israel Telemedizin und Fernsprechstunden längst zur Normalität gehören und künstliche Intelligenz bereits an der Früherkennung von Krebs beteiligt ist, haben derartige Entwicklungen hierzulande erst begonnen – Deutschland erhält nur wenige Punkte im Bereich der tatsächlichen Datennutzung.

        Obwohl das E-Health-Gesetz grundsätzlich eine Stärkung der Digital Health vorsieht, fehlt es laut der Studie an einer „nationalen Digital-Health-Strategie mit verbindlichen Zielen und Richtlinien“.

        Dieser Digitalisierungsstrategie für Gesundheitswesen und Pflege nimmt sich die Bundesregierung seit September 2022 an. Mithilfe von Online-Befragungen, Interviews und Fachforen sollen wichtige Herausforderungen und Handlungsbedarfe ermittelt werden. Die darauf fußende Strategie wurde im Frühjahr 2023 präsentiert.

        Digital Health Management – Berufsfeld mit Perspektive

        Auch wenn die Bundesrepublik plant, bei der Digital-Health-Transformation noch einen Zahn zuzulegen, wird vielerorts natürlich bereits an der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung gearbeitet. Dafür braucht es einerseits findige Entwickler, die beispielsweise Chip- oder Softwaresysteme kreieren, andererseits aber auch Menschen, welche die Transformationsprozesse koordinieren – ob im gesamten Gesundheitssektor oder beim einzelnen Leistungserbringer. Diese Rolle übernehmen Digital Health Manager, die als wichtige Schnittstellen zwischen medizinischem Personal, Forschung, Entwicklung und Verwaltung agieren.

        Digital-Health-Studium

        Einen möglichen Weg zum Digital Health Manager stellt ein einschlägiges Studium dar. Entsprechende zukunftsorientierte Bachelor- und Master-Angebote finden sich an diversen Universitäten und Hochschulen.

        Beispiele für Digital-Health-Studiengänge in Deutschland:

        Weiterbildungen im Bereich Digital Health

        Auch für alle, die bereits ihren Weg ins Berufsleben gefunden haben, gibt es die Möglichkeit, sich der Digital Health professionell anzunähern – in Form von berufsbegleitenden Weiterbildungen. Entsprechende Angebote gibt es bei verschiedenen Anbietern, die einen umfassenden Blick auf die Thematik versprechen:

        Ob Studium oder Weiterbildung: Feststeht, dass Digital Health in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen wird. Der demografische Wandel sowie die höhere Lebenserwartung der Menschen sorgen für einen hohen Personalbedarf in Medizin und Forschung, aber auch in Verwaltung und Management der Gesundheitswirtschaft. Um den bevorstehenden Wandel zu meistern, bedarf es voraussichtlich noch viel Expertise und entsprechenden Spezialisten.

        Häufige Fragen & Antworten zu Digital Health